Liebe Leserin, lieber Leser,
eine der eingängigen Erzählungen im Neuen Testament ist die vom blinden Bartimäus. Und die Frage, die Jesus dem Blinden stellt, ist für mich eine Schlüsselfrage, die mir sehr viel über Jesus und über seinen Gott erschließt: „Was soll ich dir tun?“, so lautet sie.
Mit der Frage: „Was soll ich dir tun?“ macht mir Jesus bewusst, dass er sich kein Bild von mir macht, dass er nicht schon immer genau weiß, was mir fehlt und was ich brauche. Diese Frage zeigt mir, dass Jesus nicht übergriffig immer schon weiß, was für mich das Beste, das Richtige, die Wahrheit ist. Sie drückt seinen höchsten Respekt und seine Anerkennung gegenüber dem blinden Bartimäus aus. Sie zeigt seine völlige Offenheit und beschreibt seine demütige Haltung, mit der Jesu dem Blinden begegnet, mit der er sich auch uns gegenüber anbietet und in Dienst nehmen lässt, um seinen Nächsten Heilung und Trost zu schenken.
Jesus lässt sich auf den Menschen ein. Jesus tritt in einen Dialog mit ihm. Jesus ist an dem Menschen interessiert. Er will wissen, was er nötig hat, wo der Schuh drückt. Er will helfen in Art einer Hebamme, die einen neuen Menschen zur Welt bringen hilft.
Für mich ergeben sich daraus einige Fragen:
- Wie begegne ich den Menschen?
- Höre ich ihr Rufen und wende ich mich ihnen zu?
- Bin ich offen für sie und ihre Sorge, und bereit mich auf sie einzulassen?
- Bin ich geduldig im Umgang mit ihnen und nehme ich mich und meine Interessen zurück, damit der konkrete Mensch jetzt bei mir im Mittelpunkt steht?
- Lasse ich mich wirklich auf den anderen ein und bin ich bereit mit ihm zu gehen, ein Stück des Weges Gemeinschaft mit ihm zu leben?
„Was soll ich dir tun?“
Ob wir es in der kommenden Woche schaffen einander diese Frage zu stellen?
Und ob wir die Größe und die Demut aufbringen, uns mehr aufeinander einzulassen?
Dazu wünsche ich Ihnen und Ihren Angehörigen im Namen des Seelsorgeteams Sensibilität und Geduld, einen frohen Sonntag und eine gute Woche!
Ihr Nikolaus Hegler, Pfarrer