„Wessen Brot ich ess’, dessen Lied ich sing“, diese sprichwörtlich gewordene Redensart stammt von den fahrenden Sängern des Mittelalters. Sie tingelten durch das Land von Burg zu Burg und hielten sich mit ihrer Sing- und Spielkunst über Wasser. Fanden sie einen Mäzen, der Gefallen an ihrem musikalischen Können hatte, der sie dafür gut entlohnte und unterstützte, war ihr Auskommen gesichert. Für die erwiesene Gunst dankten ihm die Spielleute mit eigens komponierten Liedern, in denen sie die Freigiebigkeit des Herrn besangen.
„Wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing“, bekam im Lauf der Zeit einen faden Beigeschmack – im Sinn, sein Fähnchen zum eigenen Vorteil in den Wind hängen, keine Meinung haben oder sie verstecken, um seinen Vorteil aus der Sache zu ziehen.
An den vergangenen Sonntagen hörten wir immer einen Abschnitt aus der Brotrede des Johannesevangeliums. Es ist die große Einladung Jesu, sein Brot zu essen, d. h. das Lebensprogramm Jesu zu verinnerlichen, auf seine Worte zu hören, von seinen Worten zu leben.
Doch diese Einladung stieß bei seinen Landleuten auf taube Ohren. Und auch unter seinen eigenen Jüngern kommt Unruhe auf. Lapidar heißt es: „Viele der Jünger Jesu, die ihm zuhörten, sagten: Was er sagt, ist unerträglich – wer kann das anhören?“
Doch Jesus knickt nicht ein. Er buhlt nicht um Menschen, die ihm Honig um den Mund schmieren. Er macht deutlich: „Mein Brot essen“ heißt meine Worte als Worte begreifen, die Hand und Fuß haben, die konkrete Gestalt in meiner Lebensweise annehmen. Er meint: Wenn ihr mein Brot esst, dann singt auch mein Lied. Übernehmt meine Lebensmelodie. Macht meine Worte zur Grundmelodie eures Lebens und bringt sie in eurem Leben zum Klingen.
Die Brotrede des Johannesevangeliums ist eine Aufforderung an seine Jünger, Farbe zu bekennen. Sein Brot essen heißt, die Kraft zum Leben aus seinen Worten ziehen, auch wenn ich manchmal lang auf ihnen herumkauen muss und diese nicht immer leicht im Magen liegen.
Und das gilt nicht nur für die Anhänger Jesu im 1. Jahrhundert. Das gilt auch für uns. Die Beantwortung der Frage, ob es richtig ist, sein Brot zu essen, steht und fällt damit, ob ich die Worte Jesu akzeptieren kann, ob ich spüren kann, sie helfen mir selbst weiter, sind Richtschnur für mein Leben, sind ein Stück Lebenskraft und ich trage sie auch weiter.
Einen gesegneten Sonntag wünsche ich Ihnen im Namen des gesamten pastoralen Teams
Ihr Diakon Alexander Fuchs