dass gesagt worden ist: „Euch aber muss es zuerst um Gottes Reich und seine Gerechtigkeit gehen, dann wird euch alles andere dazu gegeben.“ (Mt 6,33)
Innerhalb von 14 Tagen wurden alleine in der zweiten Junihälfte über das Mitarbeiter-Informationssystem der Diözese u. a. folgende Inhalte weitergegeben:
Muster eines Hinweisschildes in zweifacher Ausführung für tatsächliche Videoüberwachung und durch eine Attrappe, ein neues Kalendermodul, Ausschreibungen überwiegend für Stellen, die nicht in den Pfarreien oder pastoralen Räumen angesiedelt sind, eine Gefährdungsbeurteilung Küche;
außerdem eine dreiseitige Anweisung für den Umgang mit Leitern und Tritten, eine 46-seitige Handlungsanleitung hierzu, je eine Betriebsanweisung für den Gebrauch von Anlegeleitern, Stehleitern und Mehrzweckleitern, 2 Versionen einer Unterweisung zum Gebrauch von Leitern, ein Unterweisungsnachweis-Formular und Bezugsquellen für Prüfplaketten.
Was ich nicht gefunden oder in der Menge der Anweisungen übersehen habe, waren außer einem Friedensgebet Anregungen für die Verkündigung des Reiches Gottes und die Seelsorge. Auch in anderen Zeiträumen sieht die Bilanz nicht anders aus.
Es mag durchaus sein, das staatliche und rechtliche Vorgaben alle diese Anweisungen erforderlich machen. Nach dem Prinzip der Letztverantwortung des jeweiligen Pfarrers muss dieser in immer größer werdenden Seelsorgeeinheiten all das umsetzen und kontrollieren.
Wie das gehen soll, weiß ich nicht; ich schaffe es jedenfalls nicht und ich will es auch nicht.
Seit vielen Jahren wird eine Entlastung der Seelsorger*innen von Verwaltungsaufgaben propagiert und versprochen. Für die 40 neuen pastoralen Räume wurde damit geworben, dass jeder Raum eine/n Verwaltungsreferent*in bekommen sollte. Herausgekommen ist je eine Stelle für jedes der 9 neuen, erheblich vergrößerten Dekanate, die durch die Zusammenfassung von bisher 20 Dekanaten entstanden sind. In dem aus den bisherigen Dekanaten Würzburg Stadt, rechts und links des Mains und Ochsenfurt gebildeten Dekanat Würzburg gibt es dem Hörensagen nach ca. 140 Kirchenstiftungen (ich konnte die Zahl nicht verifizieren, sie dürfte aber ungefähr stimmen). Selbst wenn, wie in Aussicht gestellt, eine weitere Verwaltungskraft eingestellt wird, kann sich jeder ausrechnen, wieviel an Unterstützung für die einzelnen Kirchenstiftungen möglich sein wird.
Begründet wird die Beschränkung der Stellenzahl mit der Finanzlage der Diözese.
In den nächsten 5 Jahren werden voraussichtlich mehr als 30 bis 40 Priester und Pastoral- und Gemeindereferent*innen aus dem aktiven Dienst der Diözese ausscheiden.
Diese werden wohl nur zu einem geringen Teil durch Neueinstellungen ersetzt werden können. Würden für die nicht wieder besetzbaren Stellen Kräfte zur Verwaltungsunterstützung vor Ort in den Gemeinden eingestellt, würde dies den Haushalt der Diözese nicht zusätzlich belasten, aber die Gemeindeseelsorger*innen deutlich entlasten oder zumindest die Mehrbelastung durch den Rückgang der Mitarbeiterzahlen abmildern.
All das Genannte widerspricht auf den ersten Blick dem obengenannten Satz aus der Bergpredigt. Doch genau darum geht es: dass das Kirchenvolk und alle, die im Dienst der Verkündigung stehen, sich nicht vorwiegend um den richtigen Gebrauch von Leitern und was sonst noch Gedanken machen müssen, sondern dem Reich Gottes unter uns auf der Spur bleiben.
Matthias Lotz, Pfarrer von Höchberg Maria Geburt u. v. m., 21.07.2022
Pfarrerinitiative Würzburg