… was im Hebräerbrief geschrieben steht:
„Da wir nun einen erhabenen Hohepriester haben, der die Himmel durchschritten hat, Jesus, den Sohn Gottes, lasst uns an dem Bekenntnis festhalten.“ (Hebr 4,14)
„…wir haben einen Hohepriesters…“
Lange nach diesen Worten hat sich in der Kirche viel entwickelt.
Wir haben heute: Priester – Pfarrer – Teampfarrer – Pfarrer im Übergangsmodell – Moderatoren – Kuratoren – Koordinatoren – Pfarradministratoren – Pfarrvikare – Kapläne – Dekane – Hauptverantwortliche – Detailverantwortliche – Leiter von Pfarreiengemeinschaften – Personalverantwortliche – mitarbeitende Priester – Pfarrer i. R. – …
Das alleine zeigt, dass sich Kirche weiter entwickelt hat, was natürlich nicht per se schlecht ist.
Doch mit jeder „Bezeichnung“ sind spezielle neue Aufgaben und Anforderungen verbunden, die die jeweilige Person zu erfüllen hat. All das braucht jemanden, der dem auch gerecht werden kann. Die Vorstellung, dass alleine die Weihe zu allem befähigt, ist glücklicherweise weitgehend überholt. Es gibt mittlerweile entsprechende Fortbildungs- und Unterstützungsangebote, die mehr oder weniger gut angenommen werden. Es bleibt aber letztlich angesichts der zunehmenden Fülle an Aufgaben und Anforderungen fraglich, ob wirklich auch immer alles erfüllt werden kann.
Und dann treiben mich noch zwei Fragen um?
- Was ist eigentlich aus der urtypischen Aufgabe der Seelsorge geworden? Bleibt dafür – was meiner Meinung nach die Hauptaufgabe sein soll – noch genügend Zeit? Geht das zwischen all den anderen Anforderungen nicht zu leicht unter?
- Und als zweites frage ich mich, wie werden Kirche und auch die kirchliche Beschäftigten von den Menschen vor Ort noch wahrgenommen? Sind sie noch zu erreichen? Nicht nur angesichts des zurückgehenden pastoralen Personals, sondern auch angesichts der wachsenden Aufgaben und Verantwortungsbereiche.
Wir leben in einer Zeit des Wandels mit unvorstellbaren Veränderungen in Kirche und in der Gesellschaft. Ist es hier nicht um so notwendiger Präsenz zu zeigen und deutlich zu machen, dass es uns um den Menschen und die Sorge um ein gelingendes Leben im Sinne der Botschaft Jesu gehen sollte. Dazu brauchen wir in erster Linie ganz viele Seelsorger, die am Bekenntnis zu dem einen Hohepriester festhalten und seinen Auftrag erfüllen.
Michael Nowak, Diakon in Wonfurt, 18.08.2022
Pfarrerinitiative Würzburg