...dass gesagt wurde: Die Kirche hat keinerlei Vollmacht, Frauen die Priesterweihe zu spenden!
Angesichts dieser apodiktischen Feststellung von Papst Johannes Paul II. könnte man nachfragen, ob Jesus denn Priesterinnen wollte. Die auf den ersten Blick ernüchternde Antwort auf diese Frage heißt: Nein! Er wollte aber auch keine Priester. Zumindest deuten die Evangelien nichts Derartiges an. Der historische Jesus ist kritisch gegenüber dem Tempelkult und der Priesterschaft. Musste der alttestamentliche Priester noch Opfer darbringen, um Gott zu versöhnen, sind jetzt alle berufen zur Versöhnung in die Welt hinein. Wenn es also keinen Tempel als Gebäude mehr braucht, braucht es weder spezielle Priester noch Priesterinnen.
Jesus selbst sammelte eine Gruppe von Jüngerinnen und Jüngern um sich und vertraute ihnen eine Botschaft an. Es mag eine geschichtliche Tatsache sein, dass Jesus ausschließlich Männer in den engeren Zwölferkreis aufgenommen hat. Daraus lässt sich aber kein Jesus-Programm, keine übergeschichtliche theologische Wahrheit ableiten. Tatsächlich hat Jesus selbst wohl keine Frauen mit der Verkündigung beauftragt und ausgesandt, aber er hat dies auch nicht ausgeschlossen. Sein wertschätzender, wohlwollender Umgang mit ihnen spricht jedenfalls eine andere Sprache.
Im Lauf der Kirchengeschichte entwickelten sich in der jungen Kirche in Korinth und anderen Gemeinden allmählich Dienste bzw. wurden diese von Paulus eingesetzt, welche für das Leben der Gemeinden wichtig sind. Da ist u.a. auch der Dienst der Leitung. Diesen Dienst haben Männer wie Frauen ausgeübt. So wird in der Apostelgeschichte Lydia als Leiterin der Gemeinde in Philippi genannt und auch das Ehepaar Priska und Aquila haben Gemeinde geleitet. Es gab also in der ersten Zeit Presbyter (Priester, Älteste) männlichen wie weiblichen Geschlechts.
Selbst wenn man den Blick weiter fasst als nur auf die Weihe für Frauen, sieht man vor allem Defizite, was die Gleichberechtigung in der katholischen Kirche betrifft. Die moderne Gesellschaft ist sich - auch mit der Kirche - darin einig: Mann und Frau sind gleichwertig, im religiösen Sinn gleich vor Gott. Daher müssen sie auch gleichberechtigt sein. Diese Folgerung jedoch geht die katholische Kirche in Bezug auf den Zugang von Frauen zu kirchlichen Ämtern nicht in letzter Konsequenz mit. Es genügt nicht, Frauen zu Ordinariatsrätinnen zu ernennen und es ist auch zu wenig, Überlegungen anzustellen, ob sie mit Ämtern zweiter Wichtigkeit wie dem Diakoninnenamt betraut werden könnten.
Immer noch meinen Kirchenleitungen, auf die Charismen der Hälfte der Menschheit verzichten zu können. Auch wenn die Frage, ob und in welcher Form der priesterliche Leitungsdienst für die Verkündigung der Reich-Gottes-Botschaft notwendig ist, mit Recht diskutiert wird, bleibt dennoch die Verweigerung von kirchlichen Ämtern für Frauen ein fortwährendes Ärgernis. Nicht nur, aber auch um der Glaubwürdigkeit der Kirche willen darf es vom Herrn Berufenen, nur weil sie Frauen sind, nicht verwehrt werden, ihrer Berufung zu folgen..
Matthias Lotz, Pfarrer in Höchberg
Pfarrerinitiative Würzburg