header
© Susanne Tonn (KAB Werneck)

„Braucht die katholische Kirche Priester?“ – Vortrag von Professor em. Dr. Ebner und der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung

Werneck (POW) „Braucht die katholische Kirche Priester?“ Dieser Frage hat sich Professor em. Dr. Martin Ebner bei einem Vortrag im Pfarrzentrum Werneck gestellt. Dabei hinterfragte er vor allem die zentrale Rolle und den eigenen Stand der Priester in der heutigen Kirche. Der Theologe und emeritierte Professor für Exegese des Neuen Testaments suchte biblische Antworten.

Zu Beginn des Neuen Testaments stehe ein anderes Modell von Kirche und Gemeinde als man es heute kenne, heißt es in der Pressemitteilung der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Werneck. Bis Anfang des dritten Jahrhunderts habe es im Christentum keine Priester gegeben. Die Aufgaben des Kult- und Opfermanagements übernahmen Mitglieder der Gemeinden, die dafür geeignet waren. „Das konnten Frauen ebenso wie Männer, das waren Juden und ‚Heiden', und in der Regel waren sie verheiratet“, heißt es. Am Sonntag trafen sich die Gemeindemitglieder und feierten gemeinsam das Mahl in Erinnerung an Jesus.

Mit Beginn des dritten Jahrhunderts wuchsen die Gemeinden und „einige Gemeindeleiter wollten sich ganz auf ihre liturgische Tätigkeit konzentrieren können“, fasst die KAB den Vortrag weiter zusammen. Wie bereits im Alten Testament nannte man sie Priester. Aus dem Mahl sei ein Opfer, aus dem Tisch ein Altar geworden, und der Stand des Klerus sei entstanden.

Den Begriff des Priesters habe man bereits aus der antiken Welt gekannt. Als „Kultmanager und Handwerker des Opferrituals“ brachten sie Tieropfer zur Sündenvergebung dar. Der Glaubenssatz „Jesus ist für unsere Sünden gestorben“ stehe dem unmittelbar gegenüber. Der Tod Jesu habe für die, die an ihn glauben, einen Bruch mit dem früheren System dargestellt. „Durch die Taufe werden alle Kategorisierungen und Hierarchien überwunden“, schreibt die KAB. „Alle Gläubigen repräsentieren Christus in gleicher Weise und bilden gemeinsam die heilige Priesterschaft.“

In Zeiten, in denen sich die Kirche in einer tiefen Krise befindet, fragte Ebner im Vortrag, ob die Kirche sich auf dieses frühe Modell von Gemeinde und Kirche besinnen sollte. Diese Frage gehe über die Frage nach den Zulassungsbedingungen zum Priesteramt hinaus. Sie frage, „ob der Priestermangel nicht ein ‚Zeichen der Zeit' darstellt, das uns sagt: Gottes Weg mit dieser Kirche kann und muss ohne Priester gehen“.

Im Blick auf die Zukunft schreibt die KAB, habe Ebner „denen, die sich nach einer lebendigen Kirche sehnen“, Mut gemacht zu einer Veränderung, die sich an den Ursprüngen orientiert. Konkret könnte das bedeuten: „Eine Kirche, in der die Charismen der Gläubigen wertgeschätzt werden“, „eine Kirche, in der ständisches Denken und hierarchische Einteilung überwunden sind“ und „eine Kirche, die aus den lebendigen Steinen der Gläubigen in all ihrer Vielfalt lebt“. Das Bild der lebendigen Steine stellten Ebner und die KAB dem steinernen Tempel mit hierarchischen Strukturen aus dem Alten Testament gegenüber.

Quelle: Pressestelle Bistum Würzburg

https://pow.bistum-wuerzburg.de/aktuelle-meldungen/detailansicht/ansicht/zeichen-der-zeit/

­