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Liebe Angehörige von Sr. Helga,

liebe Mitarbeitende und Mitschwestern, verehrte Trauergemeinde.

„Wachet auf, ruft uns die Stimme, der Wächter sehr hoch auf der Zinne, wach auf, du Stadt Jerusalem. Mitternacht heißt diese Stunde, sie rufen uns mit hellem Munde, wo seid ihr klugen Jungfrauen? Macht euch bereit, zu der Hochzeit, ihr müsset ihm entgegen gehen“.

Am 22. November, kurz vor 1.00 Uhr rief Gott, der Herr über Leben und Tod, Sr. Helga zum himmlischen Hochzeitsmahl.

Schw. Helga erblickte am 18. November 1937 in Steinbach, Lkr. Aschaffenburg, das Licht der Welt und wurde am 20. November 1937 auf den Namen Eva Rita getauft. Ihre Eltern waren Bernhard und Margarete Sauer. Den Lebensunterhalt für die Familie verdiente der Vater bei der Bahn, wo er als Rangiermeister beschäftigt war. Die Familie hatte 7 Kinder, von denen ein Mädchen bereits im Kindesalter an Lungenentzündung gestorben ist. Am Verlust dieses Kindes, das Helga gerufen wurde, trug die Mutter über lange Zeit sehr schwer.

Eva besuchte von 1944 bis 1951 die Volksschule in Steinbach und anschließend für drei Jahre die landwirtschaftliche Berufsschule in Johannesberg. Ab 1953 lernte Eva an den berufsschulfreien Tagen in Oberafferbach bei einem Schneider das Nähen. Nach dem Abschluss der Berufsschule fand Eva 1954 eine Anstellung in einer Kleiderfabrik in Aschaffenburg.

In Johannesberg begegnete Eva der Oberzeller Kandidatin Maria Hierl, unsere Schwester Ambrosiana, die ein Praktikum zur Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerin in der Berufsschule absolvierte und bei unseren Schwestern dort lebte. Die beiden jungen Frauen freundeten sich an und Eva besuchte sie oft im Schwesternhaus. So lernte sie unsere Gemeinschaft kennen und verspürte mehr und mehr den Wunsch, auch selbst Ordensfrau zu werden.

Am 17. Juni 1957 trat Eva in unsere Gemeinschaft ein. Als Kandidatin wurde sie von 1957 bis 1959 im Kindergärtnerinnen-Seminar St. Hildegard in Würzburg, zur Kindergärtnerin ausgebildet.

Nach ihrer beruflichen Ausbildung erfolgte die klösterliche. Eva wurde im Mai 1960 ins Noviziat aufgenommen und erhielt den Namen Schwester Maria Helga. Für Evas Mutter war der Ordensname eine große Freude. Sr. Helga erzählte gern, dass ihre Mutter, die den Ordenseintritt wohl kritisch sah, nach der Feier gesagt hat: „Jetzt habe ich wieder eine Helga. Jetzt bin ich mit deinem Eintritt einverstanden“. Im Mai 1962 legte Sr. Helga die zeitliche Profess für drei Jahre und 1965 die Profess auf Lebenszeit ab.

Nach der Erstprofess wurde Sr. Helga nach Ebensfeld versetzt, wo sie von 1962 bis 1969 als Kindergärtnerin bzw. Erzieherin eingesetzt war.

Ab 1969 wirkte Sr. Helga 19 Jahre in Niedernberg. Diese Jahre waren für Sr. Helga ausgesprochen fruchtbar und bereichernd. Sr. Helga arbeitete als Erzieherin und Kindergartenleiterin im katholischen Kindergarten St. Cyriakus.

Um die Kinder, der vor allem türkischen Gastarbeiterfamilien, in der Sprachentwicklung besser fördern zu können, belegte sie 1972 einen berufsbegleitenden, einjährigen Kurs für kindliche Hör-, Stimm-, und Sprachförderung in Würzburg, den sie mit der Prüfung zur Logopädischen Helferin abschloss. Ab 1974 absolvierte sie, ebenfalls berufsbegleitend, den einjährigen Lehrgang für Frühpädagogik, in Würzburg.
Darüber hinaus war Sr. Helga sehr engagiert in der Pfarrei und wurde durch den damaligen Pfarrer, Herrn Wolfgang Schwartz, sehr gefördert. Sr. Helga erhielt 1974 die bischöfliche Beauftragung zum Kommunionspendedienst. Durch Herrn Pfarrer Schwartz erhielt Sr. Helga viele Anregungen zur Liturgie und für die Kinderpastoral. Mit ihm gestaltete sie viele Kinder- und Schülergottesdienste. Sr. Helga vertrat den Küster und kümmerte sich um viele weitere Arbeiten in der Pfarrei.

Herr Pfarrer Schwatz ermutigte sie, den Kurs für Wortgottesdienstleiterinnen zu besuchen und anschließend Wortgottesfeiern in der Pfarrei vorzustehen. Von 1986 bis 1988 nahm sie am Fernkurs Liturgie, vom Liturgischen Institut in Trier teil, den sie ebenfalls mit der Prüfung abschloss.

In der Filiale Niedernberg war Sr. Helga von 1980 bis 1988 auch mit dem Amt der Konventsoberin betraut. Als Sr. Helga 1988 aus Niedernberg abberufen wurde, erklärte Pfarrer Schwartz beim Abschied: „Sr. Helga, Sie waren ein Geschenk für die Pfarrei.“

Nach der Verabschiedung von Niedernberg besuchte Sr. Helga von 1988 bis 1989 einen Kurs zur geistlichen Erneuerung, am Institut der Vereinigung der Ordensoberinnen Deutschlands, in München. Anschließend wurde sie nach Trunstadt versetzt, wo sie weitere 13 Jahre als Erzieherin und Kindergartenleiterin arbeitete. Nach dem Ausscheiden aus ihrem Beruf übernahm Sr. Helga den Dienst der Sakristanin in der Pfarrei und arbeitete mit großer Freude bei der Betreuung der Ministranten und Ministrantinnen mit, wovon sie auch im Alter oft und gern erzählte. Von Oktober 2004 bis Februar 2006 war Sr. Helga auch für die Konvente der Region Obermain verantwortlich.

Nach dem plötzlichen Tod von Sr. Gislara Götz musste die Niederlassung in Trunstadt geschlossen werden und Sr. Helga zog im April 2008 ins Mutterhaus nach Oberzell. Hier arbeitete sie gern im Nähzimmer und übernahm weitere Aufgaben für den großen Haushalt.

Sr. Helga lebte aus einem tiefen Glauben und liebte die Gottesdienste, das Stundengebet und den Rosenkranz. In ihrer Freizeit fertigte sie schöne Handarbeiten, mit denen sie andere beschenkte. Besonders gern faltete sie in Vorbereitung auf Weihnachten alle Arten von schönen Sternen, mit denen sie viele Mitschwestern und die Mitarbeitenden bedachte.

Mit zunehmendem Alter wurde ihr Gehör schlechter, was für Sr. Helga eine große Einschränkung bedeutete und auch zu Missverständnissen führte. Wenn Sr. Helga sich dann ärgerte oder gekränkt fühlte, konnte sie bisweilen sehr emotional reagieren.

Aufgrund ihrer gesundheitlichen Beschwerden, vor allem beim Laufen, wurde sie im Juni 2023 in das Antoniushaus versetzt. Auch dort nahm sie gern am Gemeinschaftsleben teil.

Vor wenigen Wochen wurde unerwartet eine schwere Erkrankung diagnostiziert. Die Konfrontation, dass sie nur noch eine sehr kurze Lebenserwartung habe, nahm Sr. Helga sehr gefasst und ging ihre letzte Wegstrecke im Glauben an die Begegnung mit Jesus Christus.

„Nun komm, du werte Kron, Herr Jesu Gottes Sohn. Hosianna. Wir folgen all zum Freudensaal und halten mit das Abendmahl.“

Um ihr Leiden zu lindern, wurde sie am 20. November noch auf die Palliativstation im Juliusspital verlegt, wo sie zwei Tage später in der Nacht verstorben ist. Möge sie nun teilhaben an der Gemeinschaft der Heiligen und am himmlischen Festmahl.

Generalvikarin Schwester Rut Gerlach, Oberzell

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