17.03.2019 - 2. Fastensonntag - Da erscholl eine Stimme aus der Wolke: Dieser ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.Lk 9,35
Liebe Leserin, lieber Leser,
zum Zweiten Fastensonntag wird das Evangelium von der Verklärung Jesu auf einem Berg verkündet. Zwischen den beiden großen alttestamentlichen Gestalten Mose (Er steht für das Gesetz, die Tora!) und Elija (Er steht für die Propheten!) erscheint Jesus „als der dritte im Bunde“ im neuen Licht. Auf Augenhöhe mit den beiden Großen wird von der Himmelsstimme über ihn geoffenbart: „Dieser ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören!“
Ohne Zweifel ist dies eine große Wertschätzung Jesu und ein deutlicher Hinweis für seine Jünger, dass sich uns im Herrn der Göttliche zuwendet. Den drei auserwählten Jünger: Petrus, Jakobus und Johannes werden die Augen geöffnet und sie müssen erkennen, dass sich in Jesus von Nazareth in besonderer Weise Gottes NEUES Gesetz und seine NEUE Zuwendung zeigt: Gott ist Liebe. Und: Gottes- und Nächstenliebe sind die Erfüllung von Gesetz und Propheten.
Was bedeutet das nun für uns heute?
Die Verklärung auf einem Berg folgt direkt dem Messiasbekenntnis des Petrus und der sich anschließenden ersten Leidensankündigung. Jesus ist der Messias. Und: Jesus wird in Jerusalem sterben. Das geht damals wie heute schwer zusammen. Der Gesalbte des HERRN entäußert sich und wird uns Menschen gleich. Er wird ungerecht verurteilt und muss den Tod sterben, den wir alle einmal sterben werden.
Mir ist in diesem Zusammenhang wichtig geworden, dass die Verklärung auch als eine Ostererzählung gelesen werden kann, von der das Evangelium viel zu früh berichtet. Mir scheint es notwendig, dass die Jünger trotz der Schwere des Weges Jesu, trotz der Verleugnung seiner Herrlichkeit und trotz seines Todes als Verbrecher, die Glaubensaussage: „Mein auserwählter, mein geliebter Sohn“ nicht vergessen! Mir wird dadurch bewusst, dass wir trotz der fundamentalen Krise, in die unsere Kirche und wir als Amtsträger geraten sind, nicht alles als nutzlos und wertlos über Bord werfen, sondern uns gegenseitig daran erinnern, dass doch die Frohe Botschaft uns allen auch weiterhin gilt, auch und gerade dann, wenn die Glaubensfunktionäre versagen!
Bei der Methode: SEHEN - URTEILEN - HANDELN geht es darum, dass wir ein Handwerkszeug vom Roncalli-Papst, den Heiligen Johannes XXIII. bekommen haben, das uns dabei hilft, Schritt für Schritt uns den Problemen zu nähern, auch wenn sie noch so groß erscheinen mögen. Dabei ist das SEHEN nicht nur der erste, sondern auch der wichtigste Schritt. Alles klar und deutlich zu sehen setzt voraus, dass jede und jeder zu Wort kommt; dass alles und jedes ausgesprochen werden muss; dass wir uns vor der Wahrheit nicht fürchten brauchen: Sie macht uns frei! Und diesen Weg gilt es einzuschlagen, ob es um die persönlichen Krisen und Fragen im Leben geht oder um die Vertrauenskrise der Kirche, um den vielfältigen Missbrauch oder um die unheilvolle Vertuschung solcher schlimmen Taten.
Mit Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, wollen wir vom Seelsorgeteam den Weg weitergehen, der heute die Frohe Botschaft Jesus verkünden will und dabei die harte Wirklichkeit nicht ausblendet. Vertrauensvoll und wahrhaftig gilt es dieses große Gut wertzuschätzen!
Einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen im Namen aller Seelsorger/innen
Nikolaus Hegler, Pfarrer