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13.10.2019 - 28. Sonntag im Jahreskreis - 

„Einer von ihnen aber kehrte um, als er sah, dass er geheilt war;
und er lobte Gott mit lauter Stimme.
Er warf sich vor den Füßen Jesu auf das Angesicht und dankte ihm.“

Evangelium vom 23. Sonntag im Jahreskreis C - Lk 17,11-19

 

Liebe Leserin, lieber Leser!

D A N K B A R K E I T

Dankbarkeit ist nicht mit Höflichkeit zu verwechseln. Höflichkeit hilft uns, dass wir uns im alltäglichen Zusammenleben gegenseitig achten, ertragen und aushalten.

Dankbarkeit ist eine geistliche Haltung, eine Lebenseinstellung, die wir uns stetig aneignen, in die wir mehr und mehr hineinfinden, hineinwachsen müssen.

Dankbarkeit hat viel damit zu tun, dass wir uns Gedanken machen, dass wir darüber nachdenken und das, was uns täglich widerfährt nicht als selbstverständlich annehmen.

Dankbarkeit hat damit zu tun, dass wir unsere Ansprüche an das Leben und an die Welt bedenken, zurückdrehen, uns selber beschränken. Denn so verschwenderisch wie ich hier in Europa lebe, wie wir mit den einmaligen Ressourcen umgehen, wie wir tagtäglich gedankenlos Energie, Wasser, uvm. vergeuden, kann es keine Zukunft geben. Weder für uns, noch für die Menschheit in der EINEN Welt.

Weil der Ausländer im Gleichnis des heutigen Sonntags seine Heilung vom Aussatz nicht als selbstverständlich annimmt, sondern weiß, dass seine Gesundung mit der Begegnung mit Jesus zusammenhängt, kehrt er um und bedankt sich.

Und es kommt ein weiterer Aspekt von Dankbarkeit hinzu: „Er lobte Gott mit lauter Stimme.“ Der Mensch, der in die geistige Haltung der Dankbarkeit gefunden hat, erkennt schließlich, dass er alles Gott verdankt: Sein Leben. Die Menschen in seinem Umfeld, mit denen er zusammenlebt, die bei ihn aushalten. Die Gnade, dass er in einem wohlhabenden Land lebt und die Annehmlichkeiten eines komfortablen Lebens unverdient genießen kann…

Letztlich verdanken wir dies alles Gott, den wir als Schöpfer der Welt und des Lebens ehren.

Gehen wir nun einen Schritt weiter, dann stellt sich mir die Frage: Warum wird nur mir dieses schöne Leben auf der nördlichen Halbkugel zuteil? Warum müssen so viele andere darauf verzichten, müssen sich mit Schwierigkeiten und Problemen herumschlagen, die für uns nicht existieren? Warum sterben täglich so viele Babies und Kleinkinder, weil ihre hygienischen Lebenbedingungen katastrophal sind, ihnen kein sauberes Trinkwasser zur Verfügung steht?…

Gott, so bekennen wir, Gott ist barmherzig und gerecht.

Und wenn unsere Dankbarkeit - wie beim Ausländer im heutigen Evangelium - letztlich in ein Lob Gottes mündet, dann müsste auch dieses Lob Gottes unter uns mehr und mehr angestimmt werden.

Nicht dadurch, dass wir lauter singen in unseren Gottesdiensten, sondern dadurch, dass wir Sorge dafür tragen, dass unseren Mitmenschen ebenfalls mehr und mehr Lebensbedingungen zu teil werden, die wir für uns als selbstverständlich erachten.

Dann ist dies eine echte, eine geistliche, eine solidarische Dankbarkeit, die wir leben und die Gott, dem Schöpfer der Welt und des Menschen gefällt.

Ihnen und Ihren Angehörigen wünsche ich im Namen aller Seelsorger/innen einen frohen Sonntag und eine gute Woche!
Ihr Nikolaus Hegler, Pfarrer

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