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08.12.2019 - Zweiter Adventssonntag - Das ursprüngliche Wallfahrtslied: „Maria durch ein Dornwald ging“ stammt aus dem katholischen Eichsfeld; seine älteste Version hatte sieben Strophen und wurde „1850 in der Sammlung geistlicher Lieder von August von Haxthausen und Dietrich Bocholtz-Asseburg" veröffentlicht. (vgl. Wikepedia) Im aktullen Gotteslob unter der Nr. 224 hat das Lied drei Strophen, deren letzte beginnt: „Da haben die Dornen Rosen getragen!“

Für mich steht der Dornenwald, durch den die mit Jesus schwangere Maria geht, für all das, was Menschen aller Zeiten und aller Generationen Schmerzen zufügt. Krankheiten, die unser gewohntes Leben durchkreuzen, aber auch das Leid, nicht verstanden zu werden und auch die persönliche Herausforderung, in die uns das Alter und das Sterben stellen. Es gibt Schmerzen und Leid, das wir uns selber zufügen. Aus Hilflosigkeit oder aus Mutlosigkeit lassen wir Vieles liegen und sind dann verwundert, wenn sich Angestautes unkontrolliert Bahn bricht und sicher Geglaubtes hinweggerafft wird. Es gibt Schmerzen und Leid, das wir anderen zufügen oder durch andere erleiden: Wut und Aggressivität, die wir an ihnen ablassen. Beleidigung und Verleumdung, die das Miteinander schwer stören. Aber auch das sich Heraushalten aus allem und es laufen lassen kann Ursache von Leiden werden, weil nicht rechtzeitig angemessen und richtig darauf reagiert worden ist. Es gibt Schmerzen und Leid, das in unserer menschlichen Verfasstheit selbst liegt. Unsere Sterblichkeit und die Art und Weise, wie wir in unserer Gemeinschaft, in unserer Gesellschaft uns darüber austauschen und häufig nicht darüber sprechen. Aber auch die Erfahrung, dass dieses alle Menschen betreffende Thema, oftmals alleine durchbuchstabiert werden muss und häufig isoliert geschieht.

„Da haben die Dornen Rosen getragen!“
Das ist unsere christliche Hoffnung, die wir in den Tagen des Advents erwarten. Das Kommen des Messias, des Christus, des Kindes in der Krippe bringt Licht ins Dunkel unseres Daseins. Weihnachten eröffnet uns neue Perspektiven im Bezug auf unser eigenes Menschsein, aber auch im Bezug auf unser Zusammenleben. Mit dem Kommen Jesu verändert sich der Dornenwald in einen Rosengarten. Die Wandlung ist offensichtlich und freudig für alle, die sich für diese Begegnung öffnen. Es wird nicht das Leid an sich weggenommen: Rosen haben immer noch Dornen (jedenfalls war dies in der Entstehungszeit des Liedes so!). Und diese Dornen der Rosen fügen immer noch Schmerzen zu. Aber - und das ist die Frohe Botschaft in Schmerz und Leid -, aber mit der Begegnung mit dem Jesuskind, mit dem Blick auf die Art und Weise, wie Jesus selbst damit umgegangen ist, können wir in Schmerz und Leid Hoffnung haben. Uns wird im Leben Jesu eine Perspektive eröffnet, die uns hilft, auch das Schwere in meinem Leben und im Leben aller Menschen anzunehmen, ehrlich mich dazu zu bekennen und mit anderen gemeinsam durch das Schwere zu kommen.

Dass uns dies in den Tagen des Advents mehr und mehr miteinander gelingt, das wünsche ich Ihnen und auch mir!

Einen gesegneten Advent wünscht Ihnen und Ihren Angehörigen im Namen des Seelsorgerteam
Ihr Nikolaus Hegler, Pfarrer

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