09.08.2020 - 19. Sonntag im Jahreskreis - Ich hab schon beim letzten Mal angedeutet, dass mich sommerliche Trägheit eingeholt hat. Das hat sich eher verstärkt und bald kann ich sie im Urlaub ungehemmt ausleben. Bereits jetzt gibt’s schon wieder keinen frisch formulierten Text. Stattdessen recycle ich meine Gedanken vom vergangenen Sonntag. Dort ging's um die wundersame Brot- und Fischvermehrung durch Jesus.
Bei Wundererzählungen steigen wir aus. Sofort zischt unser naturwissenschaftlich geprägtes Hirn: Gibt's nicht! Kann gar nicht sein! Muss man höchstens dran glauben.
Nein, Wunder sind für mich keine Frage des Glaubens. Sie sind eine Frage der Klugheit. Wie unklug ist es nämlich, wenn ich meine Sinne nicht öffnen kann, um zu sehen, dass Wunder tatsächlich geschehen können. Von jetzt auf nachher. Dinge werden anders, neu, gut & heil. Wer in diesem Sinne Wunder für unmöglich hält, der verkennt eine große, handgreiflich-echte Wirklichkeit unseres Lebens. Der verpasst vielleicht die Chance, ganzheitlich satt zu werden.
Satt nicht im Sinne von: Irgendwas gegessen bis der Ranzen spannt. Reingestopft. Runtergeschluckt. Das Wunder wirklicher Sättigung ist frei von der Frage: Habe ich genug Nahrung, wie krieg ich meinen Hals voll? Das Wunder geschieht im Bewusstsein, dass ich nicht allein von Brot und Fischen lebe. Das Hinhören auf gute Worte, die heilsamen Begegnungen, das Schauen nach den Anderen, das Teilen und Verkosten in Gemeinschaft: Das macht satt. Gelegentlich ganz ohne Essen.
Das Wunder, sich wirklich satt, gestillt zu wissen, fängt übrigens da an, wo jemand nicht nur das sieht, was zu wenig ist, was sowieso nicht reicht. Für mich eine der größten Krankheiten unserer Zeit: Nicht zu erkennen, was da ist. Was geht. Was ich beitragen kann. Was möglich ist.
Halten wir also Ausschau nach den Wundern, die uns in diesen Sommertagen umgeben, sich um uns herum und unter uns auftun. Und wenn das Wunder nur darin liegt, sich ins Gras zu setzen, jemandem liebevoll in die Augen zu schauen oder halt in den Himmel. Voller Dankbarkeit, was mir schon an Gutem widerfahren ist und noch entgegenkommen will.
Übrigens: Der vorausgehende Kunstgriff, einen schon vorhandenen Text gerade nochmal zu nutzen, bewirkt bei mir augenblicklich ein kleines Wunder der Zeitvermehrung ;)
Schöne Grüße,
Richard Rosenberger, Pastoraler Mitarbeiter