06.12.2020 - 2. Adventssonntag - Am kommenden 2. Adventsonntag ist der Tag des heiligen Nikolaus. Er war Bischof von Myra, in der heutigen Türkei und ist bekannt für seine vielseitige Liebestätigkeit. Deshalb wird er seit altersher als Bringer der Liebe Jesu gefeiert und er wird gespielt als der, der den Menschen Gutes tut.
In meiner Kindheit war das leider ein wenig anders. Wir hatten sehr viel Angst vor dem Nikolaus. Er kommt meist in Begleitung von Knecht Rupprecht mit der Rute und dem Sack für die bösen Kinder. Er war sozusagen Richter über Gut und Bös. Die Bösen wurden ermahnt und mit der Rute geschlagen, die Guten wurden gelobt und bekamen Geschenke, meist Süßigkeiten. Aber uns Kindern wurde schon vorher Angst gemacht. Bei meinen Großeltern waren wir Kinder in der Küche. Wenn wir zu laut waren, klopfte es am Fensterladen und es wurde gesagt: der Nikolaus war es, der ist euch böse. Er holt euch in den Wald.
Es hat lange gedauert, bis für mich im Vordergrund Nikolaus war, der die Menschen liebt, besonders die Kleinen und Schwachen.
Das erzählen Geschichten von ihm. Als in seiner Stadt Hungersnot herrschte, war ein römisches Getreideschiff im Hafen und Nikolaus bat den Kapitän dringend, seine Vorräte an die Armen zu verteilen. Nach langem Zögern tat er es und als er in Rom ankam, hatte er wieder seine Ladung. Als ein Vater so arm war, dass er seine Töchter nicht verheiraten konnte, warf er goldene Bälle in sein Zimmer.
Nikolaus war ein Mann mit einem großen Herzen voller Liebe. Ich meine, wir könnten darüber nachdenken, ihn ohne Knecht Rupprecht kommen zu lassen und ihn nicht zum Richter über Gut und Böse zu machen.
Gerade heute könnten wir einander Nikolaus sein, ein offenes Herz füreinander haben, Augen, die Not sehen, ein Gefühl für Einsamkeit haben und tun, was möglich ist.
Ich wümsche uns allen, dass wir viele kleine Zeichen der Liebe Jesu erfahen.
Ihr Karl Mödl, Pfr. i. R. mit dem Seelsorgeteam