07.02.2021 - 5. Sonntag im Jahreskreis - Liebe Leserin, lieber Leser,
Folgende Erläuterung zum Evangelium des kommenden Sonntags fand ich auf der Seite vgl. https://www.bvps-freiburg.de/ - beim Berufsverband der PfarrsekretärInnen Freiburg.
„Es muss eine große Enttäuschung für die Frau gewesen sein. Die ganze Zeit schon hat sie sich auf diesen Besuch gefreut. Seit ihr Schwiegersohn Petrus und sein Bruder Andreas von Jesus angesprochen wurden, hatte sich vieles verändert. Die beiden Männer hatten ihre Netze als Fischer an den Nagel gehängt und waren nun mit Jesus in ganz Galiläa unterwegs.
Sie hatte schon gehört, dass immer mehr Menschen zu Jesus strömten, wenn er irgendwo hin kam. Man sagte, er habe eine besondere Ausstrahlung und könne so von Gott sprechen, dass alle, die ihn hören, sich selbst von Gottes Liebe berührt fühlen. Nun wollten die Jünger und Jesus also am Sabbat bei ihr zu Gast sein – und sie ist krank! Wie gerne hätte sie ihnen ihre Gastfreundschaft erwiesen und sie bei sich ein wenig ausruhen lassen. Wie sehr hatte sie sich gefreut, Jesus persönlich begegnen zu dürfen. Wo ihre Tochter, die Frau des Petrus, sich zu dieser Zeit aufhält, erfahren wir aus der Geschichte nicht. Gut möglich, dass sie Petrus auf seinem Weg mit Jesus begleitete, denn wir wissen ja aus anderen Stellen, dass etliche Frauen in seinem Gefolge unterwegs waren. Jedenfalls kam sie als Hilfe in diesem Moment auch nicht in Frage.
Die vier Jünger kommen mit Jesus aus der Synagoge, in der es wegen seines Auftretens hoch her gegangen ist, direkt ins Haus von Petrus und Andreas, wo sie wohnt. Sie liegt mit Fieber im Bett und kann nicht einmal aufstehen, um die Gäste zu begrüßen. Von den Jüngern informiert, kommt Jesus sofort zu ihr. Er nimmt Kontakt zu ihr auf, sieht, was sie braucht, berührt sie und schenkt ihr seine Aufmerksamkeit und Zuwendung. Was sie mit ihrer Gastfreundschaft ihm gerne geschenkt hätte, das erfährt sie nun von ihm. Die ersehnte Begegnung kommt zustande, obwohl sie nichts dafür tun kann. Jesus nimmt sie an der Hand und richtet sie auf – mehr tut er nicht. In der Begegnung selber und in der Geste des Aufrichtens, in der sie geschieht, liegt die heilende Kraft, die die Frau in die Lage versetzt, ihre Begabung als Hausfrau zum Wohl ihrer Gäste einzubringen. Nun kann auch sie Jesus und den anderen Gästen gegenüber ihre Freude über die Begegnung und ihre Sorge um ihr Wohl ausdrücken.
Was sich hier ganz auf der mitmenschlich-alltäglichen Ebene ereignet, hat eine tiefere Bedeutung, die nur mit den Augen des Glaubens wahrnehmbar ist. Markus verweist darauf durch den Kontext dieser Verse in seinem Evangelium und durch die Wortwahl, mit der er das Geschehene beschreibt. Das griechische Wort für "aufrichten" (egeiro) ist das gleiche, das die Auferweckung Jesu durch Gott ausdrückt. Die Frau bekommt also eine Lebenskraft geschenkt, die weit über die Genesung vom Fieber hinaus reicht. Sie erfährt mitten im Leben das Wirken Gottes, das den Tod besiegt. Und indem sie nun für ihre Gäste sorgt, ihnen wörtlich "dient" (diakonein), erfüllt sie das, was Jesus im Markusevangelium immer wieder seinen Jüngern als zentralen Auftrag ans Herz legt. Im Dienen wird sie selbst zur Jüngerin in der Nachfolge Jesu.
Wenn wir uns von diesem Evangelium ansprechen lassen, können wir uns auf beiden Seiten wiederfinden. Immer wieder erleben wir, dass wir durch Umstände, die nicht in unserer Hand liegen, daran gehindert werden, unseren Platz einzunehmen, sei es durch Krankheit oder durch Sorgen, die uns niederdrücken. Wir sind dann angewiesen darauf, dass Menschen uns sehen, die Begegnung suchen und uns durch ihre Zuwendung und manchmal tatkräftige Hilfe aufrichten, damit wir wieder ganz Mensch werden und am Leben teilnehmen können.
In der Nachfolge Jesu sind wir aber auch aufgerufen, wie er zu handeln: Not wahrzunehmen, Kontakt und Begegnung zu wagen, Menschen durch unsere Zuwendung neue Kraft und Zuversicht zu geben. Und auch wir dürfen darauf vertrauen, dass durch das, was wir einander tun, auch wenn es uns manchmal so wenig erscheint, mehr geschieht, mehr heil wird, als das, was vordergründig wahrnehmbar ist.“
Im Namen des Seelsorgeteams wünsche ich Ihnen und Ihren Angehörigen
und alles Gute und Gottes Segen für die kommende Woche!
Ihr Nikolaus Hegler, Pfarrer