07.03.2021 - 3. Fastensonntag -
Liebe Leserin, lieber Leser!
Vor einem Jahr haben Frauen einen Kirchenstreik durchgeführt um damit für ihr Anliegen: eine andere Kirche! einzutreten. In der Woche vor dem Treffen der Deutschen Bischofskonferenz haben Frauen nun deutschlandweit ihren Protest und ihre Vorstellung von einer anderen Kirche mit sieben Thesen an die Kirchentüren kundgetan.
Ich zitiere von ihrer Homepage: Mariazweipunktnull.de:
„Neuer Thesenanschlag nach 500 Jahren
Wir hängen unsere Thesen für eine lebendige Kirche an Dom- und Kirchentüren. Mit diesem Thesenanschlag im gesamten Bundesgebiet weisen wir auf die eklatanten Missstände in der katholischen Kirche hin und untermauert damit unsere Forderungen nach Reformen hin zu einer zukunftsfähigen, geschwisterlichen und vielgestaltigen Kirche.
An alle Menschen, die guten Willens sind!
1. #gerecht – gleiche Würde – gleiche Rechte
In unserer Kirche haben alle Menschen Zugang zu allen Ämtern. Denn Menschenrechte und Grundgesetz garantieren allen Menschen gleiche Rechte – nur die katholische Kirche ignoriert das. Mannsein begründet heute Sonderrechte in der Kirche.
2. #partizipativ – gemeinsame Verantwortung
In unserer Kirche haben alle teil am Sendungsauftrag; Macht wird geteilt. Denn der Klerikalismus ist heute eines der Grundprobleme der katholischen Kirche und fördert den Machtmissbrauch mit all seinen menschenunwürdigen Facetten.
3. #glaubwürdig – respektvoller Umgang und Transparenz
In unserer Kirche werden Taten sexualisierter Gewalt umfassend aufgeklärt und Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen. Ursachen werden konsequent bekämpft. Denn viel zu lange schon ist die katholische Kirche ein Tatort sexueller Gewalt. Kirchliche Machthaber halten immer noch Informationen zu solchen Gewaltverbrechen unter Verschluss und stehlen sich aus der Verantwortung.
4. #bunt – leben in gelingenden Beziehungen
Unsere Kirche zeigt eine wertschätzende Haltung und Anerkennung gegenüber selbstbestimmter achtsamer Sexualität und Partnerschaft. Denn die offiziell gelehrte Sexualmoral ist lebensfremd und diskriminierend. Sie orientiert sich nicht am christlichen Menschenbild und wird von der Mehrheit der Gläubigen nicht mehr ernst genommen.
5. #lebensnah – ohne Pflichtzölibat
In unserer Kirche ist die zölibatäre Lebensform keine Voraussetzung für die Ausübung eines Weiheamtes. Denn die Zölibatsverpflichtung hindert Menschen daran, ihrer Berufung zu folgen. Wer diese Pflicht nicht einhalten kann, lebt oft hinter Scheinfassaden und wird in existentielle Krisen gestürzt.
6. #verantwortungsvoll – nachhaltiges Wirtschaften
Unsere Kirche wirtschaftet nach christlichen Prinzipien. Sie ist Verwalterin des ihr anvertrauten Vermögens; es gehört ihr nicht. Denn Prunk, dubiose Finanztransaktionen und persönliche Bereicherung kirchlicher Entscheidungsträger haben das Vertrauen in die Kirche tiefgreifend erschüttert und schwinden lassen.
7. #relevant – für Menschen, Gesellschaft und Umwelt.
Unser Auftrag ist die Botschaft Jesu Christi. Wir handeln danach und stellen uns dem gesellschaftlichen Diskurs. Denn die Kirchenleitung hat ihre Glaubwürdigkeit verspielt. Sie schafft es nicht, sich überzeugend Gehör zu verschaffen und sich im Sinne des Evangeliums für eine gerechte Welt einzusetzen.“ - Ende des Zitats.
Bereits vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) wurden solche oder ähnliche Thesen diskutiert und in den vergangenen fünfzig Jahren in den verschiedenen Reformansätzen vertieft. Dass sich etwas ändern muss in der Römisch-Katholischen Kirche sehen viele ein. Allein der Weg dorthin ist nicht klar; die Vorgehensweise, wie eine Veränderung herbeigeführt wird, eben sowenig.
Wer mit uns darüber nachdenken und mitreden möchte, ist herzlich eingeladen:
- Am Dienstag, 16. 03. 2021 um 18.45 Uhr in der Pfarrkirche Johannesberg
- und am Donnerstag, 18. 03. 2021 um 19.30 Uhr in St. Marien im RZ Glattbach.
Ihnen und Ihren Angehörigen wünsche ich alles Gute und Gottes Segen!
Ihr Nikolaus Hegler, Pfarrer