header

27.06.2021 - 13. Sonntag im Jahreskreis - Wenn ein Notarzt zu einem schweren Unfall mit mehreren Verletzten gerufen wird, dann muss er binnen ein paar Sekunden entscheiden, welcher der Verletzten seine Hilfe am nötigsten hat und wer sofort behandelt werden muss. Oft entscheiden Sekunden über Leben und Tod. In dem Trubel, der Hektik und Tragik eines Unfallortes erfordert diese Einschätzung große Erfahrung und Kompetenz eines Unfallarztes.

Jesus ereilt im Evangelium des kommenden Sonntags auch eine Notfallmeldung. Ein Mann fällt Jesus zu Füßen, fleht ihn um Hilfe an und bettelt: Meine Tochter liegt am Sterben. Komm und leg ihr die Hände auf, damit sie wieder gesund wird und am Leben bleibt. Und Jesus macht sich sofort auf den Weg.

Aber dann kommt man nicht mehr mit. Jesus weiß, dass es um das Mädchen sehr ernst steht und er lässt sich dann aufhalten von einer Frau, die noch ruhig hätte warten können. Und das Höchste: Jesus hat sogar noch Zeit, zu recherchieren, wer ihn da von hinten gepackt hat und lässt sich auf eine Diskussion mit der Frau ein, obwohl er doch genau weiß, ein paar Meter weiter wissen Menschen in ihrer Not nicht aus und ein und setzen ihre letzte Hoffnung auf ihn.

Jesus, ein Kontrast zum eben beschriebenen guten Notarzt, der genau einzuschätzen weiß, was die Situation erfordert?!

Was will uns diese eigenartige Geschichte sagen? Diese Stelle aus dem Evangelium will uns zum Nachdenken bringen über unsere Lebensplanung und die Haltung, wie wir das Leben angehen.

Jeder von uns möchte, dass sein Leben zielstrebig verläuft. Das, was wir uns vornehmen, soll in die Tat umgesetzt werden, möglichst ohne Hindernisse. Jeder hofft, dass nicht andauernd Querschüsse kommen, die uns aus der Bahn werfen oder andauernd unsere Ziele durcheinander bringen. Und jeder weiß, wie unruhig man werden kann, wenn wir uns für den Tag etwas vornehmen und etwas dazwischen kommt, was diesen Plan über den Haufen wirft oder die Durchführung kompliziert macht.

Diese Geschichte von dem sterbenskranken Mädchen will uns Mut machen zu mehr Gelassenheit. Sie will uns sagen, du brauchst nicht gleich durchzudrehen, wenn etwas nicht in deinen Plan passt, wenn etwas dazwischen kommt und dich scheinbar von deinem Ziel abbringt. Das gehört zum Leben. Sie will uns vor dem Kurzschluss bewahren, zu meinen, es geht alles schief, wenn Unvorhergesehenes dazwischenkommt. Sie will uns darauf hinweisen: In den meisten Fällen geht es doch noch gut aus, ja bringt sogar weiter als ich es mir ausgemalt habe. Und sie will uns wieder einmal sagen, was Meister Eckhard treffend formulierte: „Die wichtigste Zeit ist der Augenblick. Der wichtigste Mensch ist der, mit dem wir es gerade zu tun haben. Das wichtigste Gefühl ist die Liebe, mit der wir den Menschen begegnen“.

Einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen und Ihren Familien
Ihr Diakon Alexander Fuchs

 

­