07.11.2021 - 32. Sonntag im Jahreskreis - Amen, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten hineingeworfen als alle andern. Denn sie... hat alles hergegeben, was sie besaß, ihren ganzen Lebensunterhalt.
vgl. Evangelium vom Sonntag - Mk 12,38-44
Liebe Leserin, lieber Leser!
Es sind nicht die schönen Kleider, die wallenden Gewänder und die Zierstoffe, mit denen sich damals wie heute Schriftgelehrte, Priester und Pharisäer schmücken, die in den Augen Jesu eine besondere Aufmerksamkeit verdienen. Es ist dies eine einfache Witwe, die mit ein paar Groschen, die sie in den Opferkasten wirft, zum Vorbild wird.
Die Jüngerinnen und Jünger Jesu damals wie heute sollen sich an dieser einfache Frau orientieren, sollen sich fragen, was sie denn bereit sind, zu geben, hinzugeben?
Gerade in den Zeiten von Umbruch und Neubeginn, die wir in der Kirche, aber auch in der Gesellschaft (Stichwort: Klimakrise!) haben, gilt es sich zu fragen, was denn ICH ganz konkret einbringen kann und muss, damit diese Veränderungsprozesse gut vorankommen?
Ein Wort von John F. Kennedy umformuliert könnte dann lauten: „Frage nicht, was die Kirche für Dich tun kann, sondern frage Dich, was Du für Deinen Glauben einbringen kannst.“
Es will verdeutlichen, dass jede und jeder von uns, der sich am Evangelium orientiert im Alltag versucht seinen christlichen Glauben zu leben, jetzt durch diese Kirchenkrise herausgefordert wird: Was kann ich einbringen? Was ist mir mein Glaube wert? Bin ich bereit mich in die Gemeinschaft zu begeben und Verantwortung zu übernehmen? Solche und ähnliche Fragen gilt es sich zu stellen, wenn die unweigerlich auf uns zukommende Kirchenkrise gut bewältigt werden will! Denn an fünf Fingern ist abzählbar, wann der letzte Pfarrer vor Ort sein wird und ab wann auch an den Hauptamtlichen im Pfarrbüro gespart wird.
So stellt sich die Frage: Was kann ICH für meinen Glauben einbringen?
Schon heute gibt es Menschen, die ihre Begabungen in den verschiedenen kirchlichen Einrichtungen einbringen und so diese überhaupt am Laufen halten: Dies trifft auf unsere Büchereien ebenso zu, wie auf die Kinderkrippen und den anderen caritativen Einrichtungen, die sich um den Menschen vor Ort kümmern. Des weiteren mühen sich wieder Frauen und Männer, Kinder und Jugendliche, um in einem Chor oder einer Musikgruppe den richtigen Ton zu finden und bei verschiedenen Anlässen die Herzen der Menschen zu erreichen. Oder es sind Kochteams am Werke, die für andere ein Mittagessen zaubern oder mit Kaffee und Kuchen aufwarten. Solche und ähnliche Aktivitäten, die „für andere“ eingebracht werden, sind ein Segen und helfen mit, dass das alltägliche Miteinander verschönert wird.
Wenn sich dann noch welche finden werden, die im kleinen Kreise oder vor versammelter Gottesdienstgemeinde für ihren Glauben Zeugnis ablegen werden oder mit ihrer Stimme einen Choral anstimmen oder einen besinnlichen Text vortragen, dann können auch so weitere Gottesdienstformen anderen die Frohe Botschaft von der Liebe Gottes zu allen Menschen verkünden: „Hoffen, beten und etwas tun!“, sagte uns unser Lateinlehrer Einzinger und ermutigte uns: „Nichts dabei auslassen, dann wird es schon werden!“
Einen schönen Sonntag und einen guten Start ins neue Schul- und Ausbildungsjahr wünscht
Ihr Pfarrer Nikolaus Hegler