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27.02.2022 - 8. Sonntag im Jahreskreis - 

Liebe Leserin, lieber Leser!

bei der feierlichen Errichtung des neuen Pastoralen Raumes Aschaffenburg-Ost, zu dem jetzt die Einzelpfarrei Haibach und die drei Pfarreiengemeinschaften Goldbach, Hösbach und Glattbach-Johannesberg gehören, waren 24 Delegierte aus unserer PG zugegen. Sie konnten eine sehr feierlich gestaltete und musikalisch sehr ansprechende Heilige Messe mit Domkapitular Clemens Bieber erleben, der in seiner sehr engagierten und lauten Predigt die Versammelten wachrütteln wollte, zu den eigentlichen Herausforderungen, in die uns diese neue Struktur befördert, jedoch nur wenig zu sagen hatte. Vielmehr betrafen seine Schlagworte verschiedene Zeitläufe im politischen Bereich, die er unter der Grobüberschrift: „die normative Kraft des Faktischen“ zusammenfasste und in seiner sehr konservativen Grundhaltung einzuordnen versuchte.

Bei alledem ist mir noch ein wichtiger Begriff im Ohr geblieben, der mir - und so hoffe ich auch viele von Ihnen, liebe Leserin und Leser! - weiterhelfen kann: Der Pastoraler Raum - ein Biotop!

Unter Biotop verstehe ich zweierlei. Einmal werden Biotope angelegt um eine Pflanzen- oder Tierart besonders zu schützen. Dafür wird häufig heftig gestritten, manchmal auch sehr engagiert gekämpft, wenn deren Lebensraum durch überzählige Industriegebiete, vermehrte Verkehrswege oder ausufernde Baugebiete bedroht wird: Biotop ist in diesem Sinne ein Schutzraum, der ein Über-Leben dieser Gattung ermöglichen soll, die im normalen Leben bereits bedroht oder ausgerottet ist. Im Bezug auf den Pastoralen Raum bedeutet dies, dass christlicher Glaube und christliches Leben als sehr bedroht und gefährdet erachtet werden, die es gilt vor dem Aussterben zu schützen.

Dann verstehe ich Biotop als eine Art Baumschule, in dem junge Pflanzen und schüchterne Tiere herangezogen werden, die dann im normalen Umfeld des Waldes, der Natur oder eines schön angelegten Gartens einen Platz finden, an dem sie sich weiterentwickeln, ausbreiten und vermehren können. Auf unseren Pastoralen Raum bezogen bedeutet dies dann: Wir sollen neue Ausdrucks- und Lebensformen unseres Glaubens einüben. Wir sollen dafür sorgen, dass neue und junge Menschen sich darin üben können. Wir sollen im Kleinen schon vorbereiten und trainieren, was wir dann zum Überleben brauchen. Es gilt mit der auf uns unausweichlich zukommenden Situation klar zu kommen. Sie wird wegen fehlender klarer Entscheidungen und zögerlicher Anwendung ewig gestriger Rezepte auf eine sich rasant veränderte Gegenwart mehr und mehr zuspitzen und uns überrollen, wenn wir jetzt nicht reagieren.

Für uns vor Ort ist diese Perspektive des neuen Pastoralen Raumes Aschaffenburg-Ost eine Bestätigung und Ermutigung zugleich: Bestätigt wird das in den verschiedenen Orten unterschiedlich ausgeprägte Bemühen, miteinander die gemeinsame Verantwortung für den eigenen Glauben und das gemeinschaftliche Glaubensleben zu stärken. Und eine Ermutigung, weil dies ja auch unsere Sicht der Wirklichkeit teilt: Wachsen und Gedeihen geschieht immer von unten nach oben; beginnt immer im Kleinen und entwickelt sich weiter; setzt immer auf die „vielen kleinen Schritte von vielen kleinen Leuten, die das Angesicht der Welt verändern“ und nicht auf den gewaltigen Marktschreier, der alleine das Ruder herumzureisen versucht.

Herzlichen Dank allen, die sich in diesem Sinne auch weiterhin in unsere Pastoral vor Ort einbringen bzw. einbringen wollen: Wir freuen uns auf Ihren / Deinen Einsatz!

Herzlichen Dank für die Kollekte, die gestern für den Kindergarten in der Partnerpfarrei Litumbandyosi durchgeführt wurde: mit 400,00 € kann dieses gute Werk unterstützt werden.

Einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche wünscht im Namen des Teams
Ihr Pfarrer Nikolaus Hegler

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