header

nicht, wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch.
Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.“
(Joh 14,27)

22.05.2022 - 6. Sonntag der Osterzeit 

Liebe Leserin, lieber Leser!

im Angesicht des Krieges in der Ukraine ist der Wunsch nach Frieden in aller Munde. Und viele Hoffnungen gehen in die Richtung, dass dieser Friede möglichst schnell wieder hergestellt, wieder aufgerichtet wird. Doch je länger der Krieg dauert, um so deutlicher wird für alle Beteiligten und auch für uns, die wir scheinbar unbeteiligt am Rande stehen und zuschauen, dass es so schnell nicht gehen wird.

Ohne den Anspruch einer umfassenden Analyse geben zu wollen und die schwierige Thematik von Krieg und Frieden in der EINEN Welt vollständig beschreiben zu können (Es fehlt ja hier nicht nur der Platz, sondern ich selbst wäre dem nicht gewachsen!), möchte ich dennoch einige Gedanken dazu formulieren.

Der Friede ist die Frucht der Gerechtigkeit!

So könnte die Enzyklika von Papst Johannes XXIII. Pacem in Terris - „Über den Frieden unter allen Völkern in Wahrheit, Gerechtigkeit, Liebe und Freiheit“ zusammengefasst werden, die er am 11.04.1963 wenige Monate vor seinem Tod (03.06.1963) veröffentlichte. Sie kann also als Vermächtnis eines alten, lebenserfahrenen Mannes verstanden werden, der wesentliche Impulse in Kirche und Welt auf Zukunft hin gegeben hat.

Wenn wir nicht Sorge dafür tragen, dass es unter den Menschen und Gruppen, Völkern und Nationen gerechter zugehen wird, dann wird sich auch der Friede, so wie er von Papst Johannes XXIII. beschrieben wird, nicht einstellen.

Und gerecht handeln, das kann jede und jeder. Und wenn sie oder er dies bisher noch nicht getan hat, dann kann sofort damit begonnen werden!

Als „Zeichen der Zeit“ identifiziert der Papst drei Herausforderungen, vor denen die Menschheit 1963 steht und die es aktiv und beherzt in Angriff zu nehmen gilt: Die Arbeiterfrage, die Stellung der Frauen und die aufstrebenden Völker in der EINEN Welt.

Wenn wir ehrlich sind, dann hat sich zwar einiges in diesen drei Feldern getan, aber: Geht es wirklich gerecht in diesen drei Herausforderungen zu? Oder müssen wir uns nicht in Kirche und Welt dazu bekennen, dass wir immer noch weit hinter unseren Möglichkeiten zurückbleiben?

Eine Momentaufnahme unserer Gesellschaft zeigt, dass das Heer derer, die nicht von ihrer Hände Arbeit ordentlich leben können, auch in Deutschland stetig zunimmt.

Die Wertschätzung und Achtung der Frauen als gleichberechtigte Geschöpfe wird zwar in unserer Gesellschaft zunehmend vorangebracht, in der römisch katholischen Kirche haben wir da aber noch einen sehr weiten Weg vor uns. Und die beharrenden Kräfte kommen vermehrt aus der Deckung und wollen ein altes, hierarchisches Männer dominiertes Kirchenmodell nicht so schnell überwinden, wie es notwendig wäre: Hier gilt es auch mitten unter uns anzusetzen.

Ähnliches müssen wir auch im internationalen Miteinander der Völker und Nationen feststellen, wo ein Hauen und Stechen um Rohstoffe und Energiequellen festzustellen ist.

Wenn wir also wirklich den Frieden wollen, von dem Jesus im Sonntagevangelium zu uns spricht, dann wäre ein erster Schritt die Umkehr der Herzen und die Veränderung unserer Gewohnheiten, die in den vorgegebenen Systemen ständig neue Ungerechtigkeit hervorbringt: Diese gilt es zu verändern!

Ich bin davon überzeugt, dass wir am Frieden im Großen bereits heute schon mitwirken, durch ein gutes und gerechtes Zusammenleben im Kleinen.

Habt also Mut! Und beginnt damit! Jetzt!

Einen schönen Sonntag und eine gute Woche wünscht Ihnen und Ihren Angehörigen

Ihr Nikolaus Hegler, Pfarrer

­