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11.09.2022 - 24. Sonntag im Jahreskreis -

Liebe Leserin, lieber Leser,

mit der Problematik des Verlierens und des Wiederfindens, die im Lukasevangelium am kommenden Sonntag thematisiert wird, haben wir alle unsere Erfahrungen: Wer hat noch nicht ein wichtiges Schreiben oder wertvolles Dokument verlegt und konnte es am gewohnten Platz nicht mehr finden? Manchmal ist es zum Verzweifeln. Und schnell verlässt einem die Geduld. In der nun aufkommenden Hektik ist es dann noch schwieriger gelassen zu bleiben und ruhig die Papierstöße zu sichten…

So geht es mir. Dann bin ich froh, wenn mir dabei geholfen wird, die Stapel noch einmal zu sichten. Schließlich stellen sich dann Freude und Erleichterung ein, wenn es wieder gefunden wird.

Mit seinen drei Gleichnissen spricht Jesu verschiedene Zielgruppen an, um ihnen bewusst zu machen, dass auch sie schon diese Erfahrung von Erleichterung und Freude gespürt haben: Das Gleichnis vom verlorenen Schaf zielt auf die Hirten. Die Männer weiden ihre Herden und wissen, dass die Tiere nicht immer voll zu kontrollieren sind, manche sich im Getümmel absondern, einzelne den Kontakt zur Herde verlieren, verloren gehen.

Das Gleichnis von der verlorene Drachme, einer wertvollen Silbermünze, zielt auf die Frauen. Sie verwalten und versorgen das Haus. Wenn wir uns vorstellen, dass wegen der großen Hitze die Häuser damals nur wenige Fenster hatten, es also - auch wegen der angenehmen Kühle - sehr dunkel war, dann kann da schon eine Münze verloren gehen.

Schließlich das sehr bekannte Gleichnis vom verlorenen Sohn. Im Verständnis der damaligen patriachalischen Gesellschaft steht dann das Oberhaupt für Gott selbst, der sich sehr darüber freut, dass sein Kind wieder zurückfindet: Ebenso, sage ich euch, herrscht bei den Engeln Gottes Freude über einen einzigen Sünder, der umkehrt.

Auf ihre je eigene Weise zeigen diese Vergleiche die unendlichgroße Liebe Gottes auf: Wir werden nicht auf unser Fehlverhalten festgenagelt und gemachte Fehler werden nicht nachgetragen. Sondern Freude über Einsicht, Umkehr und Neubeginn, und großherzige Vergebung sind Gottes Art.

Für Jesus ist der Einzelne sehr, sehr wichtig! Das Kleine und Unscheinbare findet beim Herrn höchste Beachtung und Wertschätzung. Derjenige, der sich und der von anderen bereits aufgegeben wurde, bekommt beim barmherzigen Vater eine echte, eine neue Chance.

Und wir? Wie werden wir uns wohl verhalten? Können wir dieses Gnadenangebot Gottes annehmen? Kann ich glauben, dass ich Gott so wertvoll bin?

Kann ich dieses Gnadenangebot Gottes an die anderen annehmen und akzeptieren und bejahen?

Herr, unser Gott,
schenke uns ein weites Herz,
das Deine Gnade und Barmherzigkeit annimmt
und bereit ist, Gnade und Barmherzigkeit
den anderen gegenüber walten zu lassen! Amen.

Einen schönen Sonntag und eine gute Woche wünscht Ihnen und Ihren Angehörigen
Ihr Nikolaus Hegler, Pfarrer

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