04.12.2022 - Zweiter Adventssonntag - und meint nicht, ihr könntet sagen:
Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch:
Gott kann aus diesen Steinen dem Abraham Kinder erwecken.
Mt 3,8f; vgl. Mt 3,1-12 Evangelium vom Zweiten Adventssonntag
Am Zweiten Advent wird uns der Prophet Johannes der Täufer vorgestellt, der selbst sehr konsequent lebt und dadurch zu einem Mahner wird, der anerkannt ist.
Er spielt sich und seine Person nicht in den Vordergrund, sucht nicht seinen persönlichen Vorteil und lässt sich von den Mächtigen „kaufen“, wie es viele unserer Zeitgenossen in Politik und Kirche tun. Seine Botschaft ist ihm wichtig, den Grund seines Auftretens hat er im Blick und er schont sich selbst nicht, geht es doch darum „eine neue Zeit“ anzukündigen: Mit Jesus Christus bekommt diese „neue Zeit“ ein Gesicht, in seiner Botschaft, seiner Lehre und seinem Auftreten wird für viele seiner Zeitgenossen klar: Er ist unser Heilsbringer!
Doch zurück zu Johannes: Wie würde er heute „mitten unter uns“ auftreten? Was wären seine Themen heute? Und wie würde er „unsere neue Zeit“ ankündigen?
Wäre er vielleicht einer, der sich im Wald aufhält, die Bäume umarmt und versucht im Einklang mit der Natur zu Leben? Vegetarier?
Wäre er vielleicht einer, der den großen Untergang ankündigt, der unausweichlich auf uns zukommen wird, wenn wir nicht JETZT etwas ändern? Einer der „Letzten Generation“?
Oder wäre er vielleicht einer, der in der Stille und in der Meditation die innere Verbindung mit dem Göttlichen sucht, alles andere um ihn herum ausblendet um sein Heil zu finden? In einer Klostergemeinschaft vielleicht?
Schließlich könnte er vielleicht einer sein, „der uns genau die Leviten liest“ und aufzeigt, dass unsere Art als Christin und als Christ zu leben falsch ist, wir vielmehr zurückkehren müssen zur vollständigen Glaubenslehre, zu den Sonntags- und Bußgeboten, usw.? Einer, dem die Traditionen wichtiger sind, als das Leben der Menschen heute?
Was meinen Sie? Wie würde Johannes der Täufer, der Prophet, der Jesus Christus, das Heil der Menschen, aller Menschen ankündigt, für Sie / Dich daher kommen, aussehen?
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Auch wenn sich viele heute über die Aktivistinnen und Aktivisten der Letzten Generation aufregen, ihnen scheinbar die Kunstwerke in den Museum wichtiger erscheinen, als die Menschen, die in Bangladesch im immer höher werden Wasserspiegel stehen, so ist doch ihr Auftreten sehr prophetisch! Ihre Verkündigung ist einfach, produziert deutliche Bilder und spricht die Menschen unmittelbar an! Sich auf Asphalt anzukleben, sein Leben und seine Gesundheit einzusetzen für eine in ihren Augen gerechte Sache: Das ist schon beeindruckend. Und verdient Respekt.
In der Diskussion im B2 Hörfunk konnte ich am Ersten Adventssonntag verschiedene Argumente zu dieser Thematik hören. Und ich konnte die Wut und den Ärger, auch die Aggressivität der Vertreterin der Letzten Generation verstehen.
Es geht darum, dass wir „an einer Zeitenwende“ sind, in der sich die Zukunft für uns und für viele in der EINEN Welt entscheidet. Es geht darum, dass auf allen Ebenen JETZT Entscheidungen getroffen werden, die zu einer Umweltwende beitragen:
Auf der Ebene des persönlichen und privaten: Einsparungen von Energie und schonender Umgang mit den Ressourcen. Im Miteinander einer Gemeinschaft, einer Pfarrei oder einer Gemeinde: Mehr Beteiligung für diejenigen zu ermöglichen, die gewöhnlich übersehen, an den Rand gedrängt, als störende Elemente ausgegrenzt werden: Jede und jeder ist wichtig!
Auf Ebene der Politik im Landkreis, im Regierungsbezirk, im Land und im Bund: Regelungen und Vorgaben überprüfen und ändern, die nicht den Klimazielen dienen, sondern nur andere beschäftigen und davon abhalten, dass sie sich um das Wichtige kümmern: Warum gibt es das 9-Euro-Ticket nicht schon JETZT? Und warum wird der ÖNV nicht ausgebaut? Warum warten wir immer noch auf ein Tempolimit 100? Das würde schon einiges in Gang setzen!
Auf Ebene der Wirtschaft und des weltweiten Agieren der Großkonzerne: Das System, das uns immer bevorteilt und die anderen immer benachteiligt, muss zu unser aller Zukunft überwunden werden: Warum handeln wir nicht nach der bayrischen Maxime: „Leben und leben lassen!“ und begrenzen uns, weil „ein zu viel“ auch uns schadet?
Fallen Ihnen noch andere Beispiele ein, die Ihr Johannes der Täufer heute uns predigen würde? Bitte sprechen Sie darüber! Und wenn Sie möchten, dann schreiben Sie mir!
Einen gesegneten Zweiten Adventssonntag und eine gute Woche wünscht Ihnen und Ihren Angehörigen im Namen des Seelsorgerteams
Nikolaus Hegler, Pfarrer