05.02.2023 - 5. Sonntag im Jahreskreis - Kirche hat zurzeit keinen guten Ruf. Rückständig. Nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Alte Männer haben das Sagen. Die Hälfte der Menschheit wird von vornherein aus der Führungsriege ausgeschlossen: die Frauen.
Kirche hat zurzeit nicht mehr viel zu sagen. Ihre Themen interessieren nicht mehr. Ihre Haltung zur Sexualität trifft nicht die Lebenswirklichkeit. Ihre endlosen Strukturdebatten ermüden selbst kirchliche Insider. Neue Ideen – Fehlanzeige.
Kirche hat zurzeit einfach keinen guten Geschmack, für viele ist sie schal bis zum Kotzen. Orientierungshilfe gibt sie schon lange nicht mehr. Die Menschen schauen auf andere Leuchttürme. Im Haus der Kirche ist es dunkel geworden. Ausstrahlungskraft hat sie keine mehr.
Und da hören wir am Sonntag in der Bergpredigt: „Ihr seid das Salz der Erde. Ihr seid das Licht der Welt.“
War das einmal? Würde Jesus zu seiner Kirche auch heute noch sagen: Ihr seid das Salz der Erde, das Licht der Welt? Würde Jesus seiner Kirche auch heute noch dieses Vertrauen schenken? Oder würde er seiner Kirche das Vertrauen entziehen? Oder würde er ganz einfach sagen: Vergesst nicht, was ich noch über das Salz gesagt habe: „Es kann leicht seinen Geschmack verlieren – dann taugt es nichts mehr, wird weggeschmissen, und die Leute trampeln drauf rum.“
Folgendes Zitat der englischen Schriftstellerin George Eliot aus dem 19. Jh. ist aktueller denn je und kann auf eine ganz neue Spur bringen: „… dass es um uns nicht so schlecht steht, wie es sein könnte, das verdanken wir zur Hälfte den Menschen, die voll gläubigen Vertrauens ein Leben im Verborgenen geführt haben und in Gräbern ruhn, die kein Mensch kennt.
Es ist ein Lobgesang auf die einfachen Menschen, die tagtäglich, ohne großes Aufsehen zu erregen zuverlässig ihre Aufgaben erfüllen, gut zu Menschen sind, nicht nur an sich selbst denken, helfen, wo sie können – und sich von schlechten Vorbildern nicht in die Irre führen lassen.
Genau auf die setzt Jesus sein Vertrauen. Die sind das Licht der Welt. Die sind das Salz der Erde. Die sind die eigentlichen Leuchttürme. Die geben Orientierung. Die leben vor, was Christentum ist.
Und es ist auffällig in der Szene der Bergpredigt: Da gibt es Menschen, die stehen ganz oben auf dem Berg, in allernächster Nähe zu Jesus. Es sind ganz wenige. Und da gibt es große Massen. Sie kommen von überall her. Sie stehen unten am Fuß des Berges. Und nur von ihnen wird erzählt, dass sie von Jesu Worten berührt sind und ihm begeistert zugehört haben.
Bis heute sind es sie, die unten stehen, die ohne Namen bleiben, die Jesu Worte in ihrem einfachen Leben ernst nehmen und umsetzen: Sie leuchten als Licht der Welt und sie bringen Würze ins Leben – und doch würden sie das nie von sich behaupten.
Im Namen des Seelsorgeteams wünsche ich Ihnen einen gesegneten Sonntag
Diakon Alexander Fuchs