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17.03.2024 - Fünfter Fastensonntag - Eine spannende Frage, auf die es - Gott sei Dank - keine unumstößlich-eindeutigen Antworten geben sollte. Wenn man nicht gerade ein Fundamentalist ist.

Sich hinhörend-einfühlend in die Nähe der „Jesuslogik“ zu tasten - am besten in einer Gemeinschaft -, gehört allerdings zu den wichtigsten und kreativsten Herausforderungen des Christentums. Genau das praktizieren wir gerade im „zwischenRaum“, einem dreiteiligen Glaubens- und Zweifelkurs im Roncalli. Auch jeder Gottesdienst sollte sich diesem Anspruch verschreiben. Kürzlich bei „Dreiviertel Sonntag“ haben wir es diesbezüglich vielleicht ein wenig auf die Spitze getrieben. So wollten wir im fiktiven Dialog von Jesus wissen:

Ist es in wirklich deinem Sinne, Jesus, dass die Kirche sich gerade so klar gegen den Rechtsextremismus und sogar ausdrücklich gegen die AFD positioniert? Wir predigen doch sonst immer in deinem Namen Versöhnung und Liebe?

Ich zitiere den herantastenden Versuch einer Antwort:
Ich weiß von meiner Oma, die in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre, dass es für sie eine Bürde war, wenn der Pfarrer gepredigt hat, was Katholiken und Katholikinnen zu wählen haben. Meine Oma - im Geist erzogen, dass das Wort eines Pfarrers wie ein Gesetz zu befolgen ist, hat sich nicht getraut, ihr eigenes Gewissen, der Predigt vorzuziehen. Heute hoffe ich doch, dass wir alle keinem „Prediger“ ob in oder außerhalb der Kirche blind vertrauen. Unser Maßstab sollte doch immer das eigene Gewissen sein – und in diesem Sinn, bietet die Positionierung der Bischöfe allenfalls eine Orientierung. Aber was wäre Jesus wichtig? Natürlich, die Art und Weise, wie gesprochen wird! Wenn wir uns auf die gleiche Ebene herablassen und uns populistisch, hetzerisch oder gar verächtlich über die extremen Gesinnungen äußern, würde Jesus ganz sicher die Stirn runzeln. Nur, wenn wir die Tür offen halten, und dem gegenüber aufrichtig aber bestimmt begegnen, bietet Dialog die Chance für Veränderung.“ (Julia Behl, Mömbris)

So wünsche ich uns eine kreative Gratwanderung zwischen einerseits klarer Grenze zu jeder Form von Menschenfeindlichkeit und einem aufrichtig-respektvollen Auftreten andererseits.

Mit Grüßen Ihrer Katholischen Gemeinden vor Ort,
Richard Rosenberger, Pastoraler Mitarbeiter

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