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Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David, das nun kommt. Hosanna in der Höhe!
(vgl. Mk 11,1-11 Evangelium zum Palmsonntag im Lesejahr B)

24.03.2024 - Palmsonntag 

Liebe Leserin, lieber Leser,

wünschen Sie sich nicht auch in den Schreckensmeldungen unserer Tage, im Chaos und in den Kriegen im Heiligen Land, der Ukraine und in Syrien, um nur einige Schauplätze des derzeitigen Schreckens aufzuzählen, einen, der durchgreift und der alles wieder richtet?

Wünschen Sie sich nicht auch, dass die Ordnung und die Regeln, die bei uns eingehalten werden und ein einigermaßen gutes Zusammenleben ermöglichen, auch dort gelten?

Und wie sehr ersehnen wir uns dann einen Heilsbringer, der kommt und alles richtet. Der die Ordnung wieder herstellt, den Schwachen zu ihrem Recht verhilft; der die Not der kleinen Leute sieht und sich für deren Überwindung stark macht; der sich Zeit nimmt und sich mit Verständnis den kranken und den alten Menschen zuwendet; der…

So ähnlich deute ich die Erwartung, mit der Jesus bei seinem Einzug in Jerusalem empfangen und bejubelt wird: Der Heilsbringer, für uns: Der Heilland!, soll kommen und alles zum Guten hin richten! Hosanna! Halleluja!

Mit dem Palmsonntag beginnen wir aber die Karwoche (vom Althochdeutschen: kara = Klage, Kummer, Trauer), die mit dem Gründonnerstag (Abendmahl Jesu und Verrat) und Karfreitag (Verurteilung, Kreuzweg, Tod am Kreuz) ihre Fortsetzung bis zum schrecklichen Ende des Messias führt. Nicht Heil und Segen bringt dieser den Menschen damals, sondern er setzt sich den Menschen aus, nimmt das Leiden in kauf, bleibt seinem unerschütterlichen Gottvertrauen treu bis in den Verbrechertod hinein.

Kein Happy End für die Seinen damals.

Keine Aufrichtung eines neuen Reiches im Sinne des König Davids, der mit Gewalt und Macht sein Territorium beherrschte.

Keine Bestrafung der Schlechten und Vernichtung der Gegner um in der eigenen Gruppe über sie triumphieren zu können.

Nicht von dieser Welt.

Das Messias-Geheimnis, mit dem sich der Bibelkreis im MGH auseinandergesetzt hat, hat auch eine Entlarvung unserer Vorstellungen wahrgenommen, die doch lieber dem siegreichen Helden nachhängt, als in der totalen Katastrophe des zu Tode kommenden Leidensmannes.

Der Tiefpunkt, der am Karfreitag erreicht werden wird, und den wir in einer traurigen Feier um 15.00 Uhr meditieren werden, ist das Eingeständnis in unsere menschliche Endlichkeit, in eine Machtlosigkeit, die wir gegen über dem System der Macht, der Erpressung, der Erniedrigung, der Missachtung jeglicher menschlichen Regung spüren: Ohnmacht ist ihr Name.

Und ohnmächtig nehmen wir so auch unser Ausgeliefertsein in das eigene Sterben und den totsicheren Tod wahr. Es ist sehr, sehr traurig. Und es ist doch unser aller Weg.

Was lässt Sie hoffen? Wie geben Sie Ihrem Leben Sinn? Und was hilft Ihnen, trotz dieser ernüchternden Aussichten an eine Zukunft, an eine bessere Zukunft zu glauben?

Vielleicht helfen die Gedanken des 1. Präsidenten Israels weiter:

Das Zeichen
von Schalom Ben-Chorin

Freunde, dass der Mandelzweig
Wieder blüht und treibt,
Ist das nicht ein Fingerzeig,
Dass die Liebe bleibt?

Dass das Leben weiter ging,
Soviel Blut auch schreit,
Achtet dieses nicht gering,
In der trübsten Zeit.

Tausende zerstampft der Krieg,
Eine Welt vergeht.
Doch des Lebens Blütensieg
Leicht im Winde weht.

Freunde, dass der Mandelzweig
Sich in Blüten wiegt,
Bleibe uns ein Fingerzeig,
Wie das Leben siegt.

Einen schönen Sonntag und eine gute Woche wünscht Ihnen und Ihren Angehörigen
im Namen des Seelsorger-Team
Ihr Pfarrer Nikolaus Hegler

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