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14.07.2024 - 15. Sonntag im Jahreskreis - (vgl. Mk 6,7-13 Evangelium vom Sonntag)

Liebe Leserin, lieber Leser,

dass eine Sache, die von zwei Personen bezeugt wird, als wahr anzunehmen ist, war ein wichtiges Rechtsverständnis der Tora, dem Heiligen Buch der Juden. So ist es einleuchtend, dass Jesus „jeweils zwei zusammen“ auf den Weg schickt, um sein Evangelium zu den Menschen zu bringen.

In den Briefen des Apostels Paulus können wir lesen, dass er immer wieder Ehepaare anspricht und Grüße an sie ausrichtet. So kommen einige Exegeten zu der Einsicht, dass Jesus von Anfang an auf Ehepaare gesetzt hat, die sein Evangelium verbreiten sollen.

Wenn zwei zusammen eine Mission annehmen und umsetzen wollen, dann wird dadurch bereits ein Prinzip vorgegeben, das dem Christlichen sehr entspricht: Nicht selbstherrlich, alles aus eigener Kraft leistend und ohne Rücksicht auf Verluste die Sache durchziehen sind es, die so eingegrenzt und zurückgedrängt werden. Partnerschaftliches Miteinander, auf einander hören und jeden in seiner besonderen Art einbeziehen kommen dem schon etwas näher. Dass sich die beiden dann auch noch gegenseitig korrigieren, wenn der eine oder die andere übers Ziel hinausgeschossen hat, ist für die gemeinsame Sache ebenso wertvoll, wie das sich gegenseitig ermutigen und stärken, wenn sich Frust, Enttäuschung oder Erfolglosigkeit einstellen.

Es spricht also sehr viel dafür, Dinge, Aufgaben, Missionen nicht alleine, isoliert, selbstherrlich anzugehen, sondern gemeinsam, miteinander, im Team dies zu bewerkstelligen, wiewohl das sich immer wieder abstimmen und aufeinander einlassen müssen, manchmal auch ganz schön Nerven kostet.

Doch der Erfolg spricht für sich:

  • wir entwickeln ein besseres Verständnis füreinander;
  • wir erkennen so an, dass jede und jeder eine besondere Art an sich hat;
  • wir spüren voneinander, dass keiner immer gleich motiviert und kräftig ist;
  • wir lernen uns akzeptieren mit den Fehlern und Schwächen, die jeder mit sich bringt;
  • wir erhalten Unterstützung in den Feldern, die mir persönlich nicht so liegen;
  • wir bekommen Ermutigung gerade dann, wenn sie besondern nötig ist;
  • wir fühlen uns nicht so ängstlich und allein dem Fremden gegenüber;
  • wir machen die Erfahrung, dass Unterschiedlichkeit ein Vorteil, ein Gewinn ist;
  • wir...

Sicherlich fallen Ihnen dazu noch weitere Gründe ein, die uns vor Augen führen, dass das gemeinsam angegangenen und umgesetzte Projekt immer dann erfolgreich ist, wenn wir uns aufeinander beziehen, miteinander austauschen, gemeinsam die Ziele dann festlegen, die wir zusammen umsetzen wollen.

Das „WIR“ ist also immer mehr als das perfekt scheinende „ICH“.

Martin Buber, der jüdische Religionsphilosoph des vergangenen Jahrhunderts, geht in seiner Betrachtung darüber so weit, dass er die Haltung vertritt: „Erst im Du werden wir zum ICH!“

Dieser manchmal mühselige und langsame Weg des sich „Zusammenraufens“ ist dann für ihn eine notwenidge Voraussetzung, dass der Prozess des ICH-Werdens erst gelingen kann.

In diesem Sinne ermutigte ich Sie herzlich immer wieder das Gespräch mit den anderen zu suchen und nicht nachzulassen im gemeinsamen Fragen und Suchen des Weges, der zu einem guten, respektvollen, auf gegenseitiger Achtung aufbauenden Miteinander führen wird!

Einen schönen Sonntag und eine gute Woche wünscht Ihnen und Ihren Angehörigen
im Namen des Seelsorger-Team
Ihr Pfarrer Nikolaus Hegler

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