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15.09.2024 - 24. Sonntag im Jahreskreis - Im Evangelium des kommenden Sonntags müsste sich Jesus eigentlich gebauchpinselt fühlen, was er da über sich hören darf.

Die Leute stellen ihn in die Reihe der ganz Großen ihres Volkes: Elija, Johannes, ein großer Prophet. Und seine engsten Vertrauten, die Tag für Tag mit ihm zusammen sind, setzen noch eines drauf. Auf die Frage „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ bekommt Jesus die allergrößte Anerkennung, die man sich damals vorstellen kann: Du bist der Christus, der Messias, mit dem Gott Großes vorhat.

Und dann geschieht das Unerwartete: Jesus enttäuscht. Er sonnt sich nicht in diesem Glanz, sondern sagt: Täuscht euch nicht! Es gibt noch eine ganz andere Seite an mir, die ihr nicht kennt. Aber ihr sollt sie wissen: Ich bin nicht der Starke – und will es auch nicht sein. Ich bin nicht der Mann in Glanz und Gloria. Ich bin nicht der Macher, der alles in der Hand hat. Ich bin nicht der strahlende Held, der immer die Oberhand behält.

Jesus sagt: Ich bin ganz anders: ich bin ohnmächtig; hab mein Leben nicht in der Hand; kann nicht schalten und walten, wie ich will; man wird mir übel mitspielen – und ich werde mich nicht wehren. Diese Seite an mir kennt ihr noch nicht. Aber ihr werdet sie kennenlernen müssen. Und dann kommt es darauf an: Wollt ihr mich dann auch noch kennen? Dann brauche ich Mitgehende, die auch dann zu mir stehen, wenn ich klein und schwach bin. Und die bereit sind, selbst einen solchen Weg zu gehen.

Liebe Leser, es ist zwar schön, wenn man gelobt wird, wenn viel von einem gehalten wird, wenn man beliebt ist. Aber einmal ehrlich: Ist das nicht ein tiefer Wunsch von uns allen: dass ich auch meine Schwächen zeigen darf, ohne Ansehen zu verlieren. Und vor allem, dass es Menschen gibt, die auch dann zu mir halten, wenn ich ohnmächtig bin – und mir ihre Wertschätzung nicht entziehen.

Eine gesegneten Sonntag und eine gute Woche wünscht für das Seelsorgeteam
Diakon Alexander Fuchs

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