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10.11.2024 - 32. Sonntag im Jahreskreis - Stehen Sie auch manchmal am Fenster und schauen hinaus, was draußen passiert?

Erst neulich hat mir wieder mal jemand erzählt: Wenn ich in die Wirtschaft gehe, setze ich mich immer an einen Tisch mit Blick zur Tür. Ich möchte sehen, wer da reinkommt und wie die Leute am Tisch miteinander umgehen. Es ist interessant, wer mit wem über was redet; ob sie überhaupt reden oder bloß auf dem Handy rumtippen.

Jesus war scheinbar auch so einer. Als er wieder einmal im Tempel ist, setzt er sich dem Opferkasten gegenüber und beobachtet genau, wie die Leute Geld in den Opferkasten werfen. Bei den Reichen hört er es lang und schwer klimpern, wenn die großen Silberdrachmen in die Kästen hineinfallen. Man kann direkt mitzählen.

Und dann kommt eine Witwe. Er hört es genau: Es klimpert ganz leise. Es müssen zwei von den kleinsten Münzen sein, die sie verschämt hineinwirft.

Da holt er seine Jünger herbei und sagt ihnen: Habt ihr das auch mitbekommen und etwas daraus gelernt? Es kommt nicht darauf an, wie viel du gibst und wie laut die Münzen scheppern, sondern darauf, ob du mit Herzblut gibst.

Dasitzen und Menschen beobachten; bei Jesus ist das nicht einfach pure Neugier. Er beobachtet – und schaut tiefer. Er will von Menschen etwas lernen: wie sie sich verhalten, was hinter ihrem Verhalten steckt. Und er behauptet: Von jedem Menschen kannst du etwas lernen, vor allem von den Kleinen und Unscheinbaren: wie die ihr Leben anpacken.

Für mich ist das eine Einladung, Menschen zu beobachten. Aber nicht aus Neugier, sondern weil ich von ihnen etwas lernen könnte.

Und für mich ist die Geschichte vom Opferkasten auch ein Ausrufezeichen. Mach dir bewusst: So wie du Menschen beobachtest, so schauen auch andere Augen auf dich. Und deshalb frage dich: Könnten sie von meinem Auftreten, von meinem Umgang mit Menschen, so wie ich mit anderen rede, auch was lernen?

Einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche wünscht
Diakon Alexander Fuchs

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