Worte zur Woche
Spirituell oder religiös?
11.06.2023 - 10. Sonntag im Jahreskreis - Der Religionswissenschaftler Dr. Michael Blume ist ein munterer Denker, Schreiber und Podcaster. Ich mag es, wie klar und anschaulich er Zusammenhänge darstellt und immer wieder für Aha-Momente. sorgt. Eines seiner Fachgebiete ist die „Neurotheologie“. So blickt er beispielsweise auf Ergebnisse der Hirnforschung, was in menschlichen Gehirnen bei Gebet, Meditation und Schriftlesung geschieht.
Unsere Bilder von Gott
04.06.2023 - Dreifaltigkeitssonntag - Am kommenden Sonntag ist das Fest Gottes, des Drei-Einen. Gott als der Vater durch den Sohn im Heiligen Geist. Aber Gott ist für uns ein Geheimnis, er ist der ganz andere. Eigentlich können wir nur in Bildern von Gott sprechen, aber auch diese Bilder können von Gott nur wenig aussagen. Ein Gottesgelehrter sagt dazu: Alles, was wir von Gott sagen, ist eher unähnlich als ähnlich.
Auch, wenn wir von Gott als der eine Gott in drei Personen sprechen, ist es nur eine bildhafte Vorstellung.
Aber uns ist auch gesagt: Gott ist jemand, der den Menschen mit seiner Liebe auf bildhafte Weise ganz nahe sein will. Davon spricht die Bibel, Gottes Wort für uns Menschen in vielen Bildern.
In der Lesung sagt Gott von sich: Ich bin Jahwe, das heißt, ich bin der ich bin- da für euch.
Dieser Jahwe ist ein barmherziger und gnädiger Gott. Ein Hebräer weiß: ein barmherziger Gott ist ein mütterlicher Gott.
Gott ist seinem Volk gnädig, auch dann, wenn sie sich störrisch gegen ihn verhalten.
Wir dürfen sagen: Gott ist die Liebe, wie es der heilige Johannes in seinen Briefen schreibt. Gott ist ein aus sich heraustreten.
Gottes Liebe zeigt sich besonders in Jesus. In Jesus ist Gott uns Menschen ganz nahe, wie er nicht näher sein kann. Er verzichtet auf sein Gottsein und wird Mensch wie wir - von der Geburt bis zum Tod. Sein Tod ist Gemeinschaft mit allen Armen und Gequälten, es ist Gemeinschaft mit unserem Tod.
Gott wirkt in unserer Welt durch den Heiligen Geist, der lebendig macht. Das Wort Geist in der Bibel ist weiblich: Bild des Lebens. Gottes Nähe zu uns Menschen ist eine liebende und lebendige Nähe.
Im Evangelium sagt Jesus: Gott hat seinen Sohn in die Welt gesandt, um die Menschen zu retten. Gottes Liebe wartet auf Gegenliebe. Das Gericht ist, wenn wir Gottes Liebe nicht wollen - Gott lässt uns diesen freien Willen. Gericht ist: Ich verweigere die Liebe.
Ich wünsche uns allen, dass wir versuchen, Gottes Liebe anzunehmen und mit ihr zu leben.
Ihr Karl Mödl, Pfr. i. R. mit dem Seelsorgeteam
Der hl. Geist - wie ein guter Freund?
28.05.2023 - Pfingsten - Wer ist für Sie ein guter Freund, eine gute Freundin?
unser täglich brot
21.05.2023 - 7. Sonntag der Osterzeit - unser täglich brot – eine Meditation nach Jörg Zink
Verantwortung im Volk Gottes
07.05.2023 - 5. Sonntag der Osterzeit - Die Lesung des kommenden Sonntags erzählt von verschiedenen Arten der Verantwortung in der ersten Christengemeinde. Es gab zwei Gruppen unter den ersten Christen: ehemalige Juden und ehemalige Heiden, also Griechen. Da gab es viel zu tun, deshalb suchten die Apostel Mithelfer vor allem unter den Christen aus dem Heidentum. Da schienen einige zu kurz zu kommen. Es wurden sieben Männer gewählt, dem Namen nach ehemalige Griechen, zum Beispiel Stephanus und Philippus. Die sieben werden oft als die ersten Diakone bezeichnet, als Sorgende für die Armen.
„Voll“ das Leben haben
30.04.2023 - 4. Sonntag der Osterzeit - „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“
Dieser wuchtige Satz Jesu steht wie ein Schlüsselsatz genau in der Mitte des Johannesevangeliums. „Leben“ ein zentraler Begriff des Evangeliums.
Wie kann man es deutlicher machen, der Glaube an Jesus hat den Sinn, zu einem vollen Leben, zu einem Leben in Fülle zu finden?
Aber was bedeutet Leben in Fülle?
Die meisten verstehen darunter ein intensives Leben mit Highlights, ein gewisser Nervenkitzel mit minimalem Risiko, Glücksgefühle mit besonderen Urlauben oder Freizeitgestaltungen und andere besondere Dinge nach dem Motto: das kann doch nicht alles gewesen sein.
Volles Leben - eine Mischung aus Spannung, Abwechslung und Glücksgefühlen? Volles Leben - leicht, locker, lustig, unbeschwert?
Hier macht die lutherische Übersetzung dieser Bibelstelle nachdenklich:
„Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und volle Genüge.“
Volle Genüge, das bedeutet: leben können und genug haben.
Denn „Genüge“ heißt: genug! Ich habe alles, was ich zum Leben brauche. Es ist nicht lebenswichtig, ob mir mein Aussehen gefällt, ob ich mit meiner Wohnung und meinem Auto zufrieden bin. Es ist nicht entscheidend, ob alle Probleme gelöst sind. Ich darf leben!
Warum sind wir manchmal so unzufrieden, so unruhig und stellen uns unter diesem „vollen Leben“ immer mehr vor? Warum ist in einem vollen Leben dennoch die Sehnsucht da: Es muss noch etwas rein. Es muss doch mehr als alles geben. Was fehlt für das „volle Genüge“?
Es fällt beim Evangelisten Johannes auf, dass das Schlüsselwort „Leben“ in Verbindung mit der Person Jesu steht. Mit dem Gleichnis vom guten Hirten will er uns vielleicht sagen: Zu einem vollen Leben gelangen wir als Christen, wenn wir uns bei den Worten Jesu ständig „Futter holen“, wenn wir auf seine Stimme hören und sie uns vertraut wird, dann werden wir innerlich frei und werden „das Leben haben und es in Fülle haben“.
Einen gesegneten Sonntag im Namen des Seelsorgeteams wünscht
Diakon Alexander Fuchs
Gespür für junge Menschen
16.04.2023 - 2. Sonntag der Osterzeit - Vor Ostern war ich mal wieder mit Jugendlichen unterwegs. Ich mach das beruflich schon seit 35 Jahren. Die „extraTage“ waren für mich allerdings etwas Besonderes. Schließlich gilt es mit meinem Wechsel auf Altersteilzeit, die ein oder andere Aufgabe loszulassen.
Heilige Woche.
09.04.2023 - Ostern - Die kommende Woche heisst die Heilige Woche, weil wir in dieser Woche die Höhepunkte unseres Glaubens feiern: Wir feiern den Tod Jesu, seine Grabesruhe und seine Auferweckung von den Toten.
Wir feiern Jesu Gemeinschaft mit unserm Sterben und wir feiern seine Auferstehung als Hoffnung für unser eigenes Leben nach dem Tod bei ihm.
Die Bibel erzählt, dass seine Feinde, die religiösen Autoritäten und die Gruppe der Frommen seinen Tod wollten. Sie sagten: er muss sterben, weil er sich selbst zum Sohn Gottes gemacht hat. Sie können und wollen das liebevolle ganze Herabsteigen Gottes in unsere Menschenwelt nicht verstehen.
Jesu Schicksal ist auch das Schicksal der Propheten, die von Gott gesandt sind, um die Botschaft Gottes öffentlich zu verkünden. Das passt den Leuten nicht, weil sie lieber ihre Bequemlichkeit leben wollen, lieber die Gesetze äußerlich halten, aber nicht von ihrem Sinn her, von innen heraus. Für Jesus sind die Gesetze für die Menschen da und nicht die Menschen für das Gesetz. Er fordert eine radikale Liebe, das passt vielen nicht.
Jesus leidet auch heute Gewalt, in der Ukraine und anderswo. Schlimm ist es, wenn Christen einander Gewalt antun, noch dazu aus derselben Glaubensrichtung. Hier wirkt der Teufel unter Christen.
Aber Jesus besiegt das Böse. Er wird von den Toten erweckt, er ist Leben. Er zeigt sich den Seinen, er ist es und doch anders.
Jesus nimmt uns jede Angst vor dem Tod, weil er Gefährte unseres Sterbens ist. Er schenkt uns Sehnsucht, danach für immer geliebt zu werden, auch nach unserm Tod.
Die orthodoxen Christen sagen einander nach dem Ostergottesdienst: Christus ist erstanden. Jeder antwortet: Ja, er ist wahrhaft auferstanden. Und sie umarmen einander und küssen sich.
So wünsche ich uns allen große Osterfreude.
Ihr Karl Mödl, Pfr. i. R. mit dem Team der Seelsorger